nd-aktuell.de / 02.09.2014 / Kommentare / Seite 4

»Das hat die bislang …

Kathrin Gerlof über sensible Verbraucher und weniger sensible Ex-Manager, die viele Flachbildfernseher kaufen könnten

Kathrin Gerlof

… überaus optimistischen Konjunkturaussichten der Bundesbürger negativ beeinflusst.« Der Satz ist falsch, denn der Nürnberger Marktforscher der GfK, Rolf Bürkl, (die erklären uns regelmäßig, in welcher Kauflaune wir uns gerade befinden) meint wohl eher die Konjunkturansichten der ansonsten ja recht kauflustigen Menschen hierzulande. Nicht die Aussichten. Woher soll der Bürger denn wissen, welche Aussichten er hat? Das wäre ja noch schöner. Aber den Bürger (aus der Mode gekommenes Wort für Verbraucher) treibe, so Bürkl, die Furcht um, dass die Wirtschaft unter den internationalen Krisen leidet. So ein Mist aber auch. Im Frühjahr 2011 - wir erinnern uns - konsumierten die Leute plötzlich weniger, weil es in Fukushima geknallt hatte. Wenn das Schule macht, sind wir bald im Keller. Weil es ja ringsum knallt. Und wenn sich dieses ganze Rumgeballer auf die Bürger-, sprich Verbraucherlaune niederschlägt, sitzen wir in der Scheiße. Dem Bürger, sprich Verbraucher, muss klargemacht werden, dass sich der Nahostkonflikt nicht lösen lässt, wenn er auf den Kauf eines I-Phones verzichtet. Und dass die IS ganz bestimmt nicht aufhört, irgendwelche Leute abzuschlachten, wenn in Deutschland weniger Fleisch gekauft wird.

Der Verbraucher an sich scheint immer noch zu sensibel zu sein, wenn er sich die Shoppinglaune verderben lässt wegen irgendwelcher Krisenherde. Aber die Regierung arbeitet daran, das zu ändern. Mit einer Obergrenze für die Aufnahme von Flüchtlingen zum Beispiel lässt sich viel machen. Wenn der Bürger, sprich Verbraucher, nicht so viel Elend vor der Nase hat (es macht doch, man hat ja auch ein Herz, keinen Spaß einzukaufen, wenn nebenan eine Zeltstadt für Flüchtlinge steht), wird er die Lust am Shoppen nicht verlieren. Aber im Moment ist es schwierig mit der Konjunktur, das stimmt wohl.

Daran wird leider auch die Tatsache nichts ändern, dass bundesdeutsche Gerichte derzeit dazu neigen, Verbrechern statt Verurteilungen Geldauflagen aufzubrummen, die so niedrig sind, dass noch genügend Kauflaune übrig bleiben müsste. Gerade erst konnten vier der sechs angeklagten Ex-Manager (was ist das eigentlich für ein Beruf, klingt ja wie Promi-Bestatter?) der Bayerischen Landesbank in der Kantine des Oberlandesgerichtes München feiern, dass die Verfahren gegen sie eingestellt wurden. Die Jungs hatten vor sieben Jahren eine österreichische Bank gekauft, dafür 1,7 Milliarden hingeblättert, aus Zeitmangel nicht nachgeschaut, ob das gute Stück wirklich so viel wert ist und welche Risiken mit dem Kauf verbunden sind, und der Deal hat die Steuerzahlerin und den Steuerzahler dann drei Milliarden gekostet. So was kann einem schon die Kauflust verderben, wenn man das hört. Drei Milliarden Euro, wie viele Flachbildfernseher hätte man dafür eigentlich bekommen?

Die Geldauflagen aber sind so, dass wenigstens die vier freigesprochenen Ex-Manager (Ob die das auf ihre Visitenkarten schreiben - Ex-Manager?) weiter einkaufen gehen können. Zwei zahlen je 5000 Euro und der frühere Vorstandsvorsitzende Kemmer 20 000. Kemmer wird damit klarkommen, schließlich ist der Mann (weil er so ein Händchen für gute Arbeit und gute Geschäfte hatte) inzwischen Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes deutscher Banken. Sag dem Fuchs, er soll sich um die Hühner kümmern, und du musst dir deine Eier selber legen, hast aber auch keine Arbeit mit den Hühnern mehr.

Es hat seine Richtigkeit mit dem Freispruch. Denn nicht bewiesen werden konnte, dass die freigesprochenen Ex-Manager (Ich würde mir den Titel schützen lassen!) damals den Haiderjörg aus Kärnten mit 2,5 Millionen Euro bestochen haben. Der Haiderjörg ist ja leider matschetot und kann dazu nichts mehr sagen. Und die 2,5 Mille stecken in einem Fußballstadion und können auch nichts mehr sagen.

Da haben die Ex-Manager einfach Glück gehabt. Jetzt sollten sie aber auch dankbar sein und ein bisschen einkaufen gehen mit dem Geld, das ihnen geblieben ist.