Nachrufe

  • Lesedauer: 2 Min.

Peter Rocha / 1. Sept. 1942 - 30. Aug. 2014

Auf einem hohen Balkon laufen Katzen hin und her. Vergessene. Fenster, Türen des Hauses: zugenagelt. Abriss in Cottbus, DDR. Mit der Katzenszene beginnt Peter Rochas Dokumentarfilm »Die Schmerzen der Lausitz« (1989). Hilflose Tiere als Gleichnis: ausgelieferte Existenz. Die Lausitz: Fraß der Abraumbagger. Gerhard Gundermann, ein Manifest verlesend, wird im Film ein Glühen des Aufstandes sein. Mit »Hochwaldmärchen« und »Leben am Fließ« bildet der Streifen eine Spreewald-Trilogie; sagenumwobene Idylle, kontrastiert mit der industriellen Verwüstungsorgie.

Rocha, in Gotha geboren, war Karl-Gass-Schüler. Porträtierte eine Straße in Potsdam, einen Pfarrer, den Magdeburger Dom, Prominente wie Ardenne, Peter Schreier, den Physiker Treder. Ging mit engagierter Gewogenheit in den Alltag hinein, einige Filme kamen geprügelt, geschmäht aus einem anderen Alltag heraus: dem Dogmabetrieb Kulturpolitik. Noch nie öffentlich gezeigt: »Bejdin - Oberst a.D.« (1987), ein Sowjetveteran mit Makel: Er bejaht Gorbatschow. Und getilgt wurde »Flugträume« (1989/90): eine Flugabfertigerin in Schönefeld; ein Mädchen zwischen realer Enge und ersehnter Freiheit. Rocha, zuletzt Maler und Fotograf im Nuthetal, schuf Filme mit viel Lust auf Zukunft und ebenso viel Abneigung gegen falsches Glück. hds

Joan Rivers / 8. Juni 1933 - 4. Sept. 2014

Ihre Beerdigung, so wünschte sie es sich in den Memoiren, sollte ein »großer Showbusiness-Event« werden, mit Kameras, Paparazzi und einer »in fünf Akzenten heulenden« Meryl Streep. Bis zuletzt stand sie auf der Bühne, kokettierte dort 81-jährig mit ihrem jeden Moment möglichen Abtreten: »Und dann könntet ihr alle sagen: Ich war dabei!« Joan Rivers war die stets ätzende »Queen of Mean«, die Königin der Gemeinheit, sie war das Schandmaul der US-amerikanischen Comedy-Szene.

Rivers, die als Tochter russisch-jüdischer Emigranten im New Yorker Stadtteil Brooklyn aufwuchs, studierte Englisch und Anthropologie. Nach einer Reihe von Jobs und langer Tingelei durch kleine Clubs schaffte sie 1965 mit einem für damalige Verhältnisse vulgären Auftritt in der männerdominierten »Tonight Show« von Johnny Carson einen ersten Durchbruch im Showgeschäft. Tabus kannte die nach zahlreichen plastischen Operationen zur »Schönheits«-Karikatur erstarrte Rivers bis zum Schluss keine: »Ich bin die lustigste Jüdin, die nicht in den Gaskammern gelandet ist«, war etwa einer ihrer Beiträge zum Holocaust. tri

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal