Volksmusik von den »Toten Hosen«

Liedermacher

  • Lesedauer: 2 Min.

Der Song »Tage wie diese« hat nach Ansicht des Pastors und Liedermachers Fritz Baltruweit das Zeug zu einem modernen Volkslied. »Heute muss man Volkslieder eher im Stadion suchen als im Fernseh-Musikantenstadl«, sagte Baltruweit in Hannover. »Ein Volkslied nimmt das Lebensgefühl der Menschen auf und bündelt eine Kraft.« Vor zwei Jahren stand »Tage wie diese« monatelang an der Spitze der deutschen Musikcharts. Das Lied der »Toten Hosen« mit Frontsänger Campino war eine Art inoffizielle Hymne der Fußball-EM 2012.

Baltruweit hat mit seinem Kollegen Jürgen Schönwitz eine Sammlung evangelischer Volkslieder von der Reformation bis heute herausgegeben. Das Buch »Ich singe dir mit Herz und Mund« erzählt auch von der Entstehung der Lieder. Für Martin Luther (1483-1546) habe das Volkslied eine große Rolle gespielt, erläuterte der Liedermacher. Um seine Lehren unter das Volk zu bringen, habe der Reformator selbst Liedtexte geschrieben. »Bänkelsänger oder wandernde Handwerker haben sie auf den Märkten gesungen.«

Martin Luther habe wieder eingeführt, dass auch das Volk in den Gottesdiensten in seiner Sprache singen durfte, erläuterte Baltruweit. »Manchmal kamen Menschen in katholische Kirchen und sangen dort aus Protest«. Auch später seien Volkslieder wie »We shall overcome« oft von Protestbewegungen aufgegriffen worden. Zur friedlichen Revolution in der DDR hätten Bürgerrechtler das Lied »Vertraut den neuen Wegen« massenweise kopiert und unter die Leute gebracht.

Der Studentenpastor Klaus-Peter Hertzsch schrieb den Text 1989 auf die Melodie eines Liebesliedes aus dem 16. Jahrhundert. Es war das bisher letzte Lied, das ins deutsche Evangelische Gesangbuch aufgenommen wurde. epd/nd

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