Schief, schiefer, Hohe Geba

Am Sonntag wird in der Thüringischen Rhön über umstrittene Pläne für ein Erlebniszentrum abgestimmt

  • Lesedauer: 2 Min.
Mitten in der Thüringer Rhön soll der angeblich schiefste Turm der Welt entstehen. Aber kommt es auch wirklich dazu? Über das Millionenprojekt entscheiden jetzt die Bürger.

Geba. Rund 100 000 Menschen können am Sonntag über die Zukunft des geplanten Erlebniszentrums in der Thüringer Rhön abstimmen. Parallel zur Landtagswahl entscheiden die Bürger im Kreis Schmalkalden-Meiningen über das 14 Millionen Euro teure Projekt auf der Hohen Geba.

Dort ist unter anderem ein Aussichtsturm geplant, der mit 23,5 Grad Neigung das schiefste Gebäude der Welt werden soll. Auch eine Riesenrutsche und Ausstellungen sollen entstehen. Gegner des Projektes beklagen die hohen Kosten und die Einschnitte in die Landschaft. Befürworter wollen mit der Attraktion den Tourismus und die Wirtschaft in der Region ankurbeln. Der Bürgerentscheid ersetze einen Kreistagsbeschluss, erklärte ein Sprecher des Landratsamtes.

Was das Zentrum für die Region bedeuten könnte, hatte die Industrie- und Handelskammer (IHK) Südthüringen vergangene Woche vorgestellt. Laut der Studie eines Beratungsbüros könnte das Projekt der Gegend zwei bis vier Millionen Euro Umsatz pro Jahr bringen. Die Bettenauslastung könnte um ein bis zwei Prozent steigen, wie Tourismusreferentin Sarah Boost von der IHK erklärte. Allerdings sieht die Analyse auch Nachbesserungsbedarf. In einem vorsichtigen Szenario zufolge, das von rund 85 000 Besuchern im Jahr ausgeht, könnten 25 neue Arbeitsplätze entstehen, im optimistischen Modell mit 150 000 Besuchern etwa 50 neue Vollzeitstellen - zusätzlich zu den Jobs am Besucherzentrum. Die Betriebskosten sind bislang aber nach Einschätzung der Berater deutlich zu niedrig angesetzt, für den laufenden Betrieb wäre fast doppelt so viel Geld nötig. Das könnte dem Zentrum - vorsichtig geschätzt - 360 000 Euro Verlust bescheren.

Gegner des Projekts stören sich unter anderem an der Größe des Aussichtsturms und dem Standort mitten in einem Biosphärenreservat. Der Bürgermeister von Oberkatz, Manfred Heurich (parteilos), will dagegen noch vor der Abstimmung mit Amtskollegen für das Projekt werben. 90 Prozent der Kosten würden von Bund und Land mit Fördergeldern übernommen, der Landkreis müsse 1,4 Millionen Euro zahlen. Die Rhön als strukturschwache Region brauche eine Attraktion auf Thüringer Seite, sagte Heurich. dpa/nd

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