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Ein Ort zum Schauen und Zuhören

Nach dem Musiksommer stehn im Kloster Chorin nun wieder Backsteingotik und moderne Kunst im Vordergrund

  • Joachim Schlichtholz
  • Lesedauer: 3 Min.
Das einstige Zisterzienserkloster Chorin gilt als bedeutendes Zeugnis der Backsteingotik. Das Baudenkmal ist heute viel besuchtes Mittelaltermuseum, Konzerthalle und Ausstellungsort in einem.

Den Ort Chorin findet man nahe Eberswalde (Barnim), am Rande der Schorfheide, umgeben von Buchenwäldern und Seen. Als Ausflugsort berühmt gemacht haben ihn und vor allem das benachbarte mittelalterliche Kloster die sommerlichen Sinfoniekonzerte, die seit gut 50 Jahren stattfinden und zahllosen Besuchern unvergessliche Open-Air-Erlebnisse beschert haben. Allein in diesem Jahr fanden fast 25 000 Besucher von Juni bis August den Weg zum »Choriner Musiksommer«. Den Namen übrigens erhielt das alljährlich Festival nach einem im »ND« am 11. August 1973 erschienen Artikel.

Ora et labora - bete und arbeite - predigten einst hier die Benediktiner. Bereits 1258 wird der Name »Korin« erstmals in der Stiftungsurkunde für das Kloster »Mariensee«, inmitten des Parsteiner Sees, verzeichnet. Einige Jahre darauf verlegten die askanischen Markgrafen Johann I. und Otto IV. ihren Herrschaftssitz nach Chorin, unmittelbar an den Amtssee und förderten fortan den weiteren Ausbau, der bis 1334 in drei Abschnitten fertiggestellt war. An die 80 Priestermönche - beherbergt im schmuckvollen Westflügel - und etwa 400 Arbeitsmönche, im schlichteren Ostflügel untergebracht, fanden im Zisterzienser-Kloster ihr Zuhause. Nach der Auflösung des Klosters im Jahre 1542 und der Umwandlung in eine Domäne des Landesherrn Kurfürst Joachim I. begann der allmähliche Verfall, den schließlich nur Teile des Kreuzganges, des Westflügels, des Pforten- und Gästehauses sowie des ehemaligen Küchengebäudes überstanden. Lediglich die Klosterkirche »St. Marien« ist noch heute in ihrem fast ursprünglichen Ensemble erhalten. Die dreischiffige, kreuzförmige Pfeilerbasilika gilt als Meisterwerk deutscher Backsteingotik und birgt eine Vielzahl historischer Grabstätten. In ihren Kellergewölben ist die Ausstellung »Backsteintechnik und Backsteinarchitektur« mit beachtlichen Ausgrabungsfunden eingezogen.

»Besonders stolz sind wir, dass nach mehrjährigen Sanierungsarbeiten nun auch der Ostflügel mit Sakristei, dem Kapitelsaal und der Bibliothek wieder zugänglich ist, so wie schon seit Längerem im Westflügel der Fürstensaal und das Laienrefektorium. An seiner Stirnseite haben wir Teile einer über 600 jährigen Wandmalerei frei gelegt, die als einzig original erhaltenes Klosterbild eine Kreuzigungsszene zeigt«, sagt Kerstin Sagert-Breternitz vom Buchladen im Kloster. »Aber unser archäologisches Schmuckstück sind Teile einer mittelalterlichen Fußbodenheizung im Klosterkeller, von der europaweit nur noch wenige Überreste erhalten sind«, erzählt sie bei einem Rundgang. Weiterhin auf dem Sanierungsplan stehen die Kellergewölbe und das komplette Refektorium, das ab 2015 als Konzertsaal genutzt werden soll. Im alten Abthaus sind inzwischen wechselnde Ausstellungen zu sehen. Aktuell zeigt hier noch bis zum 9. November die Hallenser Keramikerin Heinke Binder ihre tönernen Kunstwerke, skurrile lebensgroße Plastiken von Menschen- und Tierköpfen.

»Aus dem über hundertjährigen Stallgebäude ist nun auch unser lang ersehntes Besucherzentrum mit dem Klosterladen entstanden«, sagt die Führerin. Seit einiger Zeit biete auch der ehemalige Brüdersaal der Klosterruine mit seinen Kapellen-Konzerten einen weiteren musikalischen Leckerbissen. Dieser Raum im Südosten der historischen Anlage diente einst den Zisterziensermönchen als Arbeits- und Studienraum.

Nach allerlei Historie hinter benediktinischen Mauern lädt seit mehr als 300 Jahren die Schankwirtschaft »Alte Klosterschänke« mit Fachwerkscheune und historischer »Amtsschmiede« zur Einkehr.

Kloster Chorin, Amt Chorin 11, 16230 Chorin, www.kloster-chorin.info,

Veranstaltungstipps:

4.10. Von Wieseln und Kieseln, Heiteres und Skurriles von Ch. Morgenstern
7.12. Freu Dich Erd und Sternenzelt, Musik zum Advent

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