nd-aktuell.de / 16.09.2014 / Politik

Syriens Katholiken gegen US-Luftschläge ohne Zustimmung Assads

Syrischer Bischof fordert mehr humanitäre Hilfe

Köln. Die katholische Kirche in Syrien lehnt US-Luftangriffe auf die Terrormilizen des »Islamischen Staats« (IS) ohne die Zustimmung von Präsident Baschar al-Assad ab. Ohne die Zustimmung des syrischen Staates »sollte es keine solchen militärischen Interventionen geben«, sagte das Oberhaupt der chaldäisch-katholischen Kirche, Antoine Audo, dem »Kölner Stadt-Anzeiger«. Er warnte auch davor, sich von militärischen Mitteln eine Lösung des Konflikts zu erhoffen: »Krieg ist keine Lösung.«

US-Präsident Barack Obama hatte zusätzlich zu den Luftangriffen auf IS-Kämpfer im Irak auch Luftschläge gegen die islamistische Terrormiliz in Syrien angekündigt. Zudem sollen gemäßigte syrische Rebellen ausgebildet werden.

Die Christen in Syrien sind nach den Worten Audos, der Bischof von Aleppo im Norden des Landes ist, zwar »in großer Angst« vor den IS-Milizen. »Ich persönlich glaube aber nicht, dass es dem IS gelingen wird, bis zu uns vorzustoßen«, sagte der 68-Jährige. Die syrische Armee werde alles tun, um das zu verhindern. »Das ist es jedenfalls, was die Autoritäten uns jeden Tag aufs Neue versichern.«

Positiv äußerte sich der chaldäisch-katholische Bischof, der sich zurzeit auf Einladung eines Hilfswerks in Deutschland aufhält, zu den deutschen Waffenlieferungen an die IS-Gegner im Nordirak. »Alles, was diese Terror- und Mordmaschine stoppen kann, ist zu begrüßen« sagte er mit Blick auf den »Islamischen Staat«. Allerdings sei die Lage sehr unübersichtlich.

Audo bat dringend um humanitäre Hilfe aus Deutschland. »Wir Bischöfe setzen alles daran, dass christliche Gemeinden in der Region eine Zukunft haben«, sagte er. »Wir wollen bleiben.« Es sei aber das Recht jedes Einzelnen, »sich in Sicherheit zu bringen und das Land zu verlassen«.

Die christliche Minderheit in Syrien stellte bis zum Beginn des Bürgerkriegs etwa zehn Prozent der Bevölkerung. Sie ist inzwischen auf den Raum Damaskus sowie die Städte Homs und Aleppo konzentriert. epd/nd