Zeitungen sparen

FAZ und Libération bauen hunderte Stellen ab

  • Lesedauer: 3 Min.

Die seit Jahren währende Krise im Zeitungsmarkt trifft zwei Traditionshäuser. Fast zeitgleich haben die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« (»FAZ«) und die französische linke Tageszeitung »Libération« den Abbau hunderter Stellen angekündigt.

Bei der »FAZ« geht es um insgesamt 200 Arbeitsplätze. Bis 2017 will die Tageszeitung mehr als 20 Millionen Euro jährlich einsparen, wie der Verlag am Dienstag mitteilte. Von dem geplanten Personalabbau sollen in den kommenden drei Jahren 160 Mitarbeiter im Verlag und bis zu 40 in der Redaktion betroffen sein. Die Geschäftsführung informierte die Beschäftigten am Dienstag in einer Versammlung über die geplanten Einschnitte.

Der Stellenabbau soll nach Angaben des Verlags über natürliche Fluktuation, Altersteilzeit und sozialverträgliche Regelungen erfolgen. Im Verlagsbereich wurden auch betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen. Bei der FAZ GmbH sind nach Unternehmensangaben derzeit 900 Mitarbeiter beschäftigt, davon knapp 400 in der Redaktion.

Der Vorsitzende der Geschäftsführung, Thomas Lindner, sagte, mit den Einsparungen zolle die »FAZ« den neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen Tribut. Die Kosten müssten der veränderten Erlössituation angepasst werden, um eine langfristige Wirtschaftlichkeit der Zeitung zu sichern.

Wie die meisten Tageszeitungen hat auch die »FAZ« mit sinkenden Anzeigen- und Vertriebserlösen zu kämpfen. Das Blatt verkaufte im zweiten Quartal des Jahres 2014 täglich 306 779 Exemplare, 8,2 Prozent weniger als im Vorjahresquartal. Im vergangenen Jahr verbuchte der Verlag Medienberichten zufolge Verluste im einstelligen Millionenbereich.

Nicht wirklich besser ergeht es der ebenfalls in der Krise steckenden französischen Tageszeitung »Libéra-tion«. Die Geschäftsführung will jede dritte Stelle streichen und sich wie die »FAZ« verstärkt auf das Internet konzentrieren. Von den insgesamt 250 Stellen sollen 93 wegfallen, die Zahl der Journalisten soll von 180 auf 130 sinken, wie die Leitung der linksgerichteten Zeitung am Montag in Paris mitteilte.

Es ist die größte Stellenkürzung in der Geschichte des vom Philosophen Jean-Paul Sartre gegründeten Blattes. »Libération«-Direktor Laurent Joffrin sprach von einer »unumgänglichen Entscheidung, um die Zeitung zu retten«. Die vor der Pleite stehende »Libération« hatte erst Ende Juli eine Finanzspritze von 18 Millionen Euro bekommen, das Geld kam größtenteils vom Telekom᠆munikations-Milliardär Patrick Drahi. Nach Angaben der Redaktionsleitung macht das Blatt pro Tag 22 000 Euro Verlust. »Die journalistische Produktion muss rationalisiert werden«, sagte Vize-Redaktionschef Johan Hufnagel. Unter anderem sollen die Redaktionen der Print- und der Onlineausgabe zusammengelegt werden. Schon ab dem kommenden Jahr soll »Libération« als Multimedia-Gruppe wieder Gewinne einfahren.

Im Zuge des Sparkurses sollen die Angestellten, die nicht von den Stellenkürzungen betroffen sind, im kommenden Jahr neue Arbeitsverträge bekommen - oder ihren Job verlieren, wenn sie nicht unterzeichnen wollen. Die Zeitung wird zudem 2015 ihre Redaktionsräume in der Pariser Innenstadt aufgeben und in eine der Pariser Vorstädte ziehen.

Die »Libération«-Journalisten, die am Montag über die Pläne informiert wurden, reagierten niedergeschlagen auf die Neuigkeiten, aber auch nicht überrascht - eine tiefgehende Umstrukturierung hatte sich schon seit geraumer Zeit abgezeichnet. Agenturen/nd

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