UNDOF-Truppen verlassen Golan

Mit dem Freikauf Rückzug der Blauhelme werden deren Kidnapper belohnt

  • Karin Leukefeld
  • Lesedauer: 3 Min.
Eine Woche nach der Freilassung von UN-Soldaten auf den Golanhöhen sind die Beobachter angegriffen und zum Rückzug gezwungen worden.

Die Vereinten Nationen haben die UN-Friedenstruppen (UNDOF) vom syrischen Teil des Golan abgezogen. Der Sprecher von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, Stéphane Dujarric, teilte am Montag mit, dass sich »die Lage auf der syrischen Seite und in der Pufferzone in den vergangenen Tagen sehr verschlechtert« habe und »bewaffnete Gruppen« auf UNDOF-Stellungen vorrückten. Aus Sicherheitsgründen habe man alle UN-Soldaten von dort auf die »Alpha«-Seite der Pufferzone, also Israel, abgezogen.

Die UNDOF-Mission war erst am Ende Juli für weitere sechs Monate bis Jahresende verlängert worden. Aktuell umfasst die Mission 1223 Soldaten von den Fidschi-Inseln, Indien, Irland, Nepal, den Niederlanden und von den Philippinen.

Ende August waren in der entmilitarisierten Pufferzone 43 UN-Blauhelme von den Fidschi-Inseln verschleppt worden. Zwei Dutzend Blauhelme von den Philippinen waren von in Syrien operierenden regierungsfeindlichen Milizen in ein Feuergefecht verwickelt worden. Offiziell ist allerdings stets nur von »bewaffneten Kräften« die Rede. Letztere hatten die UN-Soldaten aufgefordert, ihre Stellungen zu verlassen und ihre Waffen zu übergeben.

Nach intensiven Verhandlungen bei denen Syrien, die USA, Katar und Israel involviert waren, wurden die philippinischen Blauhelme schließlich hinter die »Alpha Linie« nach Israel abgezogen. Die 43 Blauhelme von den Fidschi-Inseln kamen zwei Wochen später durch Vermittlung Katars frei.

Mit der Entscheidung, alle Blauhelme von der syrischen Seite der UN-Pufferzone abzuziehen, kommen die Vereinten Nationen der zentralen Forderung der Milizen nach, die nun ein freies Gefechtsfeld gegen die syrische Armee haben und ihre Positionen in der UN-Pufferzone ausbauen können. Führend bei der Verjagung der Blauhelme ist die Nusra Front, die vom UN-Sicherheitsrat als »terroristische Organisation« eingestuft wird. Katar unterhält enge Beziehungen zur Nusra-Front und konnte - vermutlich abgepolstert mittels großer Geldzahlungen - die Freilassung der 43 entführten Blauhelme erreichen.

Das syrische Außenministerium macht nun Katar verantwortlich für die Entführung und Vertreibung der UN-Blauhelme auf dem Golan, die dort seit 40 Jahren für eine stabile Waffenruhe zwischen Israel und Syrien gesorgt hatten. Syrien habe »die UN-Mission als Teil seiner internationalen Verpflichtungen immer respektiert«, hieß es in einer Stellungnahme. Bereits bei der Entführung von philippinischen Blauhelmen im Vorjahr habe man - wie nun auch bei den entführten UN-Soldaten der Fidschi-Inseln - beobachtet, dass »Katar direkt involviert« gewesen sei.

Katar trage zur Finanzierung und Bewaffnung der Nusra-Front bei. Das sei »kein Geheimnis mehr für die Vereinten Nationen und die internationale Gemeinschaft«. Der UN-Sicherheitsrat müsse »seiner Verantwortung gerecht werden und solches Verhalten von Katar stoppen.« Das Emirat verstoße gegen »Völkerrecht und gegen wichtige Resolutionen des Sicherheitsrates«.

Der frühere Emir von Katar, Scheich Hamad bin Khalifa al-Thani, hatte sich bereits im Januar 2012 für eine Militärintervention in Syrien ausgesprochen. Im Programm US-Sender CBS sagte der Emir damals auf die Frage, ob arabische Truppen in Syrien einmarschieren sollten, es sei eine »nationale, humanitäre, politische und militärische Pflicht« arabischer Staaten, »alles Notwendige zu tun, um in Syrien das Blutvergießen zu stoppen«. Kurz zuvor war eine Beobachtermission der Arabischen Liga in Syrien daran gescheitert, dass gerade Katar und Saudi-Arabien deren Bericht die Zustimmung verweigerten und damit eine Verlängerung und Weiterfinanzierung der Mission verhinderten.

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