nd-aktuell.de / 17.09.2014 / Politik

Gegner und Befürworter rüsten sich für letzten Tag vor Schottland-Referendum

Umfragen sehen Gegner schottischer Unabhängigkeit knapp vorn

Edingburgh. Gegner und Befürworter eines unabhängigen Schottlands haben sich für den finalen Kampagnentag vor dem Referendum gerüstet. Im schottischen Glasgow waren am Mittwoch Kundgebungen beider Lager geplant, um vor dem Unabhängigkeitsreferendum am Donnerstag letzte Überzeugungsarbeit zu leisten. Drei am Dienstagabend veröffentlichte Umfragen sahen die Gegner einer schottischen Unabhängigkeit knapp vorn, allerdings waren noch immer viele Wähler unentschieden.

In einem offenen, emotionalen Brief an sein schottisches Volk schrieb der Regierungschef und Unabhängigkeitsbefürworter Alex Salmond, die Gespräche und Debatten seien nun fast vorüber. »Was übrig bleibt, sind nur wir«, schrieb er, »die Menschen, um die es geht«. Er rief seine Landsleute auf, sich die historische Chance nicht entgehen zu lassen und am Donnerstag für die Abspaltung von Großbritannien zu stimmen.

Die Schotten hätten die Chance, am Freitag »am ersten Tag eines besseren Landes aufzuwachen«, schrieb Salmond weiter. »Es geht darum, die Zukunft eures Landes in eure Hände zu nehmen. Lasst euch diese Möglichkeit nicht durch die Lappen gehen. Lasst euch nicht erzählen, wir könnten das nicht schaffen.«

Alle in Schottland lebenden wahlberechtigten Bürger können am Donnerstag darüber abstimmen, ob das Gebiet unabhängig werden soll oder im Vereinigten Königreich bleibt. In den vergangenen Wochen hatten die politischen Spitzen in Großbritannien glühend um die Schotten geworben, Premierminister David Cameron betonte mehrmals, dass die Landesteile wie in einer Ehe zusammengeschlossen seien und nun eine »schmerzhafte Scheidung« drohe.

Knapper Abstand zwischen den Lagern

Indes dürfte es höchst spannend werden, denn der Abstand beider Lager ist denkbar knapp: Ergebnisse des Meinungsinstituts ICM zeigten am Dienstag, dass 45 Prozent die Unabhängigkeit Schottlands ablehnten, 41 Prozent würden dafür stimmen, 14 Prozent der Befragten waren damit aber noch unentschieden. In einer von dem Institut Opinium veröffentlichten Umfrage lag das »Nein«-Lager mit 49 Prozent vorn, 45 Prozent befürworteten eine schottische Unabhängigkeit. In einer Umfrage für die Zeitung »Scottish Daily Mail« stand es 47,7 Prozent zu 44,1 Prozent für die Unabhängigkeitsgegner.

Würden in allen drei Umfragen die bis zum Zeitpunkt der Befragung Unentschlossenen herausgerechnet, käme das »Nein«-Lager auf rund 52 Prozent, für eine Unabhängigkeit Schottlands würden 48 Prozent stimmen. Mehr als vier Millionen Einwohner Schottlands dürfen am Donnerstag ihr Kreuz machen. Es wird mit einer sehr hohen Wahlbeteiligung gerechnet.

Blair Jenkins von der Kampagne »Yes Scotland« wertete die jüngsten Umfragen dennoch optimistisch. »Sie zeigen, dass ein Erfolg am Donnerstag in greifbarer Nähe ist«, erklärte er. Blair McDougall, Direktor der Gegenkampagne »Better Together«, warnte indes erneut davor, einen so endgültigen Schritt wie den in die Unabhängigkeit zu gehen. AFP/nd