Licht an für Widerstand

Protest gegen Stellenkürzungen bei Osram

  • Celestine Hassenfratz
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Mitarbeiter des Leuchtmittelherstellers Osram wehren sich gegen den geplanten Stellenabbau. Am Montag findet ein bundesweiter Protesttag statt.

Die Beschäftigten des Leuchtmittelherstellers Osram formieren Widerstand gegen geplante Stellenkürzungen. Anfang August wurde bekannt, dass der weltweit agierende Konzern deutschlandweit 1700 Stellen streicht. Am Standort Berlin sollen bis 2017 rund 280 Arbeitsplätze wegfallen. Die Industriegewerkschaft Metall (IG Metall) und der Osram-Betriebsrat riefen zu einer Protestkundgebung am kommenden Montag vor dem Werkstor des Berliner Standorts auf. Erstmals soll bundesweit in allen Osram-Werken gleichzeitig protestiert werden. Parallel zu dem Aktionstag findet in Augsburg die Aufsichtsratssitzung des Konzerns statt. »Wir können nicht nachvollziehen, dass Stellen im Entwicklungsbereich in Berlin abgebaut werden. Wir brauchen diesen Bereich für die Zukunft«, sagte Andreas Felgendreher, Betriebsratsvorsitzender von Osram Berlin, am Donnerstag.

Am Berliner Osram-Standort werden bereits seit Jahren Stellen gestrichen, seit 2009 rund 1100. »Wir wehren uns gegen die Entindustrialisierung Berlins«, sagte Klaus Abel von der IG Metall am Donnerstagmorgen auf einer Pressekonferenz. Historisch betrachtet verbindet Osram eine lange Geschichte mit Berlin. Waren es in den 1970ern noch rund 9000 Beschäftigte in den Osram-Werken in Wedding und Spandau, sind es heute nur noch 1300 in Berlin. Vor einem Jahr ging das Unternehmen an die Börse, der Aktienkurs seitdem nach unten. »Wir sind ein gut ausgelastetes Werk in Berlin. Dass man jetzt Leute rausschmeißt, um eine kurzfristige Rendite zu generieren, ist langfristig falsch«, sagte Felgendreher. Der Standort Berlin ist der größte Fertigungsstandort des international agierenden Konzerns, zu dem in Deutschland fünf GmbH und vier Unternehmenstöchter gehören. Osram ist nach dem niederländischen Philips-Konzern der zweitgrößte Leuchtmittelhersteller der Welt. Bis 2017 will das Unternehmen nach Firmenangaben eine Kostensenkung von etwa 260 Millionen Euro durch den Stellenabbau, der Osram etwa 450 Millionen Euro kosten wird, erzielen.

»Geld, dass man anstatt in Restrukturierung in Innovation investieren sollte«, sagte Irene Schulz, Vorstand der IG Metall und Mitglied im Osram-Aufsichtsrat. Der regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) forderte das Unternehmen nach Bekanntwerden der Stellenkürzungen auf, betriebsbedingte Kündigungen zu unterlassen. Er kritisierte einen großen Verlust der Arbeitsstellen für den »Industriestandort Berlin«. »Berlin hat deutschlandweit die am stärksten wachsende Wirtschaft«, sagte Raed Saleh (SPD) am Donnerstag im Berliner Abgeordnetenhaus. Klaus Abel, Bevollmächtigter der IG Metall, sagte indes, die Hauptstadt habe »so viel ungenutztes Potenzial in Sachen Innovation mit den Unis oder dem Frauenhofer-Institut«.

Am massivsten von den Kürzungen ist das Werk in Augsburg betroffen: Mindestens 350 Stellen sollen dort gestrichen werden. »Wir werden Osram nicht kampflos platt machen lassen«, versprach Abel den Beschäftigten des Konzerns.

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