Plädoyer im Volkssolidarität-Prozess

Angeklagter bedauert Schaden für Anleger

  • Lesedauer: 2 Min.
Im Prozess um die Millionenpleite zweier Fonds von Kreisverbänden der Volkssolidarität hatte die Verteidigung das Wort. Sie forderte Freispruch für den Angeklagten.

Rostock. Im Prozess vor dem Rostocker Landgericht um die Millionenpleite zweier Fonds von Kreisverbänden der Volkssolidarität (VS) hat der angeklagte frühere Manager den Schaden für die Anleger bedauert. »Es tut mir leid«, sagte der 64-Jährige am Freitag in seinem Schlusswort. Er schilderte, dass er 2005 seine Aufgabe beendet habe, nachdem Berater von den Problemen der Fonds berichteten und seine Rettungsvorschläge vom Verband abgelehnt worden seien. Für das weitere Vorgehen bis zur Insolvenz 2009 fühle er sich nicht verantwortlich. Er verwies darauf, seit 1993 viele erfolgreiche Immobilienprojekte für die Volkssolidarität betreut zu haben.

Zuvor hatte sein Verteidiger beim Vorwurf der Insolvenzverschleppung Freispruch beantragt. Beim Vorwurf des Betrugs gab er keinen Antrag ab, da nahezu alle Anträge zum Beweis der Unschuld seines Mandanten vom Gericht abgelehnt worden seien. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und acht Monaten gefordert.

Der Manager hatte laut Anklage mit einem anderen Mann 1996 und 1998 die Fonds der Volkssolidaritäts-Verbände Mecklenburg Mitte und Bad Doberan/Rostock-Land initiiert. Gegen den zweiten Mann kann aus gesundheitlichen Gründen nicht verhandelt werden. 2001 habe es starke Zweifel an der Wirtschaftlichkeit gegeben, spätestens im März 2003 sei völlig klar gewesen, dass die Fonds überschuldet waren. Dann sei ein Schneeballsystem errichtet worden, Auszahlungen seien mit Neueinlagen finanziert worden, argumentierte die Staatsanwaltschaft.

Rund 1600 meist ältere Menschen hatten früheren Angaben zufolge im Vertrauen auf die Volkssolidarität Teile ihre Ersparnisse investiert. In den Fonds »Volkssolidarität Sozial Immobilien GmbH und Co KG« und »Volkssolidarität Sozial Immobilien GmbH« sollen so zwischen 2001 und 2009 aber rund 9,5 Millionen Euro versickert sein. Die Fälle vor Juli 2004 waren verjährt und kamen nicht zur Anklage.

Der Verteidiger bestritt die Vorwürfe zum Schneeballsystem und zur Zahlungsfähigkeit und beklagte sich, dass das Gericht einen zweiten, von ihm bestellten Gutachter nicht zugelassen habe. Um seiner Empörung darüber Ausdruck zu geben, nannte er sogar mehrere Bibelzitate, in denen die Anhörung mehrerer Zeugen vor einem Richterspruch zur Pflicht gemacht wird. Das Urteil soll am Donnerstag fallen. dpa/nd

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