Ausbildung in Hammelburg

Kurdische Kämpfer ab heute an Bundeswehrschule

  • Lesedauer: 2 Min.

Seit Wochen fliegen US-Kampfjets Angriffe gegen mutmaßliche Stellungen der islamistischen Terrormilizen in Irak. Nun greifen auch französische Kampfjets an. Andere Länder haben Jagdbomber und logistische Hilfe angeboten. Doch die Truppen des »Islamischen Staates« (IS) dringen weiter vor. In Irak und in Syrien, wo die Regierungstruppen wie die mit ihnen verfeindeten Einheiten der Freien Syrischen Armee gegen die Islamisten kämpfen. Mit wenig Erfolg, denn an der Grenze zur Türkei überrannten IS-Kommandos abermals mehrere Dörfer.

In dieser Woche beginnt eine erste Gruppe kurdischer Peschmerga-Kämpfer in Deutschland mit der Ausbildung. Zunächst zwanzig Mann sollen ab Montag an der Infanterieschule der Bundeswehr in Hammelburg lernen, kompliziertere Waffensysteme wie die Panzerabwehrrakete »Milan« zu beherrschen. Pikantes Detail am Rande: Der Verteidigungsausschuss des Parlaments hat just dort jetzt eine auswärtige Sitzung angesetzt. In der Politik sind Bilder entscheidend.

Zehn weitere Peschmerga-Soldaten werden nach Galstedt unweit von Bremen gebracht, um in die Bedienung von Feldküchen eingewiesen zu werden. Man hofft, dass sich die Soldaten nach der Rückkehr in ihre Heimat als Multiplikatoren bewähren.

Dorthin ist auch eine erste Gruppe von deutschen Fallschirmjägern geschickt worden: Sechs Mann plus Sanitäter. Sie sollen vor Ort die Ausbildung an den anderen Waffen übernehmen. Was angeblich gar nicht so schwer ist. »Rohr auf Griffstück stecken, zielen, abdrücken«, sagt ein Ausbilder, der in Warenshof die Handhabung einer Panzerfaust demonstriert. »Steht alles auf dem Rohr, Schritt für Schritt.« Den Einwand, dass wohl wenige kurdische Frontsoldaten der deutschen Sprache mächtig sind, lächelt der gestandene Feldwebel weg und zeigt auf Piktogramme.

So einfach ist Krieg? Die Bemerkung provoziert als Antwort: »Treffen muss man üben.« Der Zeitsoldat bestätigt: Wer mit so einem Ding schießt und das Ziel verfehlt, hat in der Regel keinen zweiten Versuch.

Und dann ist da noch die Frage: Darf die Bundeswehr Soldaten in ein Kriegsgebiet schicken, ohne das Parlament zu befragen? Ja, sagt die Regierung, es handelt sich ja nicht um einen bewaffneten Auslandseinsatz. Nein sagt die Opposition und verweist darauf, dass sich die Koalition auch die Entsendung von Bundeswehrausbildern nach Mali parlamentarisch absegnen ließ. hei

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