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Das Spiel der vergebenen Chancen

Die deutschen Volleyballer verpassen das WM-Finale nach einer 1:3-Niederlage in der Vorschlussrunde gegen Gastgeber Polen

  • Lars Becker, Katowice
  • Lesedauer: 3 Min.
Die deutschen Volleyballer verpassten bei der WM mit dem 1:3 gegen Gastgeber Polen den ersten Finaleinzug nach 44 Jahren. Sie spielten am Sonntagabend gegen Frankreich um Bronze.

Es herrschte schon vor diesem wichtigsten Spiel für den deutschen Männervolleyball seit über vier Jahrzehnten Gänsehaut-Atmosphäre in der Spodek-Arena von Katowice. 12 500 Zuschauer sangen voller Inbrunst die polnische Nationalhymne und brüllten im Chor »Polska, Polska«. Dieses WM-Halbfinale war eine Herausforderung für die Nerven. Der hielten die Gastgeber auch mit einer guten Portion Glück und der Unterstützung des Referees besser stand: Mit 1:3 (24:26, 26:28, 25:23, 21:25) unterlag das deutsche Team. Es war ein Spiel der vergebenen Chancen. So wurden drei Satzbälle im zweiten Durchgang verschenkt.

Den Traum von der ersten deutschen WM-Medaille seit 44 Jahren wollte sich das DVV-Team am Sonntag (nach Red.-Schluss) im »kleinen Finale« gegen Frankreich, das zuvor mit 2:3 (18:25, 25:23, 23:25, 25:22, 12:15) gegen Titelverteidiger Brasilien verloren hatte, erfüllen. In der zweiten Zwischenrunde hatten die Franzosen die Deutschen allerdings mit 3:0 bezwungen.

»Wir haben großartig gespielt, aber haben unsere Möglichkeiten nicht genutzt. Wir hätten schon den ersten und zweiten Satz gewinnen können. Ich bin stolz auf meine Mannschaft«, sagte Bundestrainer Vital Heynen.

Es war tatsächlich das von Kapitän Jochen Schöps vorhergesagte »einmalige Erlebnis«. Der Bundestrainer hatte versucht, die Gastgeber mit dem erstmaligen Einsatz von Angreifer Christian Fromm zu überraschen. Dieser Plan ging zunächst auf, obwohl das deutsche Team bei jedem Aufschlag gellend ausgepfiffen wurde. Ein Ass von Star Georg Grozer mit 109 km/h bescherte die 8:4-Führung, wobei vor allem Fromm immer wieder erfolgreich punktete. Weil die deutsche Annahme plötzlich wackelte und Polen in der Feldabwehr unmöglich scheinende Bälle vom Boden kratzte, wurde das Satzende dramatisch: Fromm wehrte den ersten Satzball noch ab, doch dann bedeutete ein Annahmefehler von Libero Markus Steuerwald das 0:1.

Ein völlig unnötiger Satzverlust, der dem deutschen Team mental sichtlich zu schaffen machte. In der Folgezeit landeten viele Aufschläge im Netz, und jeder Fehler der Deutschen wurde vom fanatischen Publikum frenetisch bejubelt - das zeigte sichtlich Wirkung. Beim 10:17 schien die Mannschaft bereits aussichtslos im Rückstand, doch sie kämpfte sich mit riesigem Kampfgeist wieder zurück. Ein Angriff von Grozer brachte den ersten Satzball, den Max Günthör nutzte - doch der slowakische Referee Juraj Mokry hatte einen technischen Fehler von Günthör über dem Netz gesehen - eine mehr als umstrittene Entscheidung. Danach wehrten die Polen zwei weitere Satzbälle ab und nutzte ihre erste Chance zum zweiten Satzgewinn.

Im dritten Satz kamen mit Kapitän Jochen Schöps für den an Oberschenkelproblemen leidenden Grozer und Dirk Westphal neue Spieler aufs Feld. Diesmal behielt das Team in der entscheidenden Phase die Nerven. Der immer stärker werdende Denis Kaliberda nutzte beim 24:23 gleich den ersten Satzball zum 1:2.

Auch im vierten Satz hielt das deutsche Team lange mit, doch am Ende waren die Gastgeber mit der Unterstützung ihrer Fans beim 21:25 einfach einen Tick stärker.

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