nd-aktuell.de / 25.09.2014 / Politik / Seite 4

Tabubruch

Laura Janácková will in den tschechischen Senat

Mattes Dellbrück

Wer das Werbefoto der Sexkolumnistin Carrie Bradshaw auf einem New Yorker Bus in der viel gesehenen Fernsehserie »Sex and the City« vor Augen hat, hat auch eine Vorstellung, warum die Poster von Laura Janácková in Prag soviel Aufmerksamkeit erregen. Nur dass die Frau, die sich da in aller Öffentlichkeit im aparten Negligé unter dem Slogan »Liebe, Sex und Politik« präsentiert, Anwärterin für ein politisches Amt ist.

Die Straßen seien voll von langweiligen Plakaten, deshalb wollte sie einfach etwas anderes machen, hat die 48-Jährige jetzt erklärt. Bei den Senatswahlen im Oktober will sie für die Partei ANO in die zweite Parlamentskammer einziehen. Das Akronym bedeutet auf Tschechisch zum einen »ja« und steht zugleich für den ursprünglichen Namen der erst 2011 gegründeten »politischen Bewegung« des Unternehmers Andrej Babiš: Aktion unzufriedener Bürger. Bei der vorgezogenen Wahl 2013 wurde sie aus dem Stand zweitstärkste Kraft im Abgeordnetenhaus, bei der Europawahl in diesem Jahr sogar die Nr. 1. Der Milliardär Babiš ist inzwischen Finanzminister und hat trotz kontroverser Meinungen in der Partei die Idee seiner Kandidatin gebilligt. Kein Wunder, wird der Wahlkampf der Partei doch von der US-amerikanischen PR-Agentur Penn Schoen Berland (PSB) unterstützt, und bei 47 Prager Kandidaten für lediglich vier neu zu besetzende Senatsplätze muss man sich schon etwas einfallen lassen.

Aber die selbstbewusste Doc. PhDr. Dr. phil. Laura Janácková aus dem kleinen böhmischen Städtchen Humpolec, verheiratet und Mutter zweier Kinder, weiß auch allein, wie man sich gut verkauft. Sie ist nicht nur Dozentin für klinische Psychologie an der 1. Medizinischen Fakultät der Prager Karlsuniversität mit einer langen Liste von Fachartikeln, sie hat auch zahlreiche populärwissenschaftliche Zeitschriftentexte und Bücher über diverse Fragen der Sexualität veröffentlicht. Die Gründerin und Chefin des Instituts für Partnerschaftsbeziehungen versteht sich als Lebensberaterin, die Tabus brechen will. Sicher keine schlechte Voraussetzung für eine Politikerin.