Umfragedebakel für Arbeitsministerin

Eine Mehrheit hält SPD-Politikerin Andrea Nahles als Kanzlerkandidatin für ungeeignet

  • Vincent Körner
  • Lesedauer: 2 Min.
Selbst ein Hauptteil der SPD-Anhänger wäre gegen eine Aufstellung der früheren Juso-Vorsitzenden und Generalsekretärin.

Berlin. Auch wenn das doch etwas verfrüht erscheint: Die SPD wird derzeit mit einer Debatte über die künftigen Kanzlerkandidaten konfrontiert. Nachdem vor einigen Tagen die »Bild«-Zeitung über angebliche Pläne berichtet hatte, nach denen Teile der SPD und der Gewerkschaften planen, Andrea Nahles zur übernächsten Bundestagswahl antreten zu lassen, legt der »Stern« nun mit einer Umfrage nach, der zufolge die Arbeitsministerin von einer Mehrheit der Wähler als dafür nicht geeignet angesehen wird.

Wie das Magazin meldet, sagten gegenüber dem Institut Forsa 77 Prozent der Befragten, dass Nahles nicht geeignet sei. Nur 15 Prozent konnten sich vorstellen, dass die SPD-Politikerin das Zeug zur Kanzlerkandidatin habe. Auch unter SPD-Anhängern kommt Nahles nicht gut an: 76 Prozent würden Nahles als Kandidatin ablehnen, 84 Prozent sind es sogar bei den abgewanderten SPD-Wählern. Bei Arbeitern und Rentnern sei die Skepsis an Nahles’ Fähigkeiten noch stärker ausgeprägt als im Durchschnitt aller Wahlberechtigten.

Forsa-Chef Manfred Güllner wird mit den Worten zitiert: »Jemand, der ausnahmslos Politik gemacht hat und nur darauf erpicht ist, die eigene Macht abzusichern und die eigene Karriere zu befördern, hat keine Chance, große Sympathien beim Wählervolk zu gewinnen.« Auch die Bilanz als Arbeitsministerin komme Nahles nicht zugute, da dies Themen seien, »die von einer Mehrheit zwar für richtig, aber nur von einer extremen Minderheit auch für wichtig befunden werden«. Laut der Umfrage habe den Mindestlohn gerade mal ein Prozent der Wahlberechtigten als wichtig bezeichnet. »Damit kann die SPD auf keinen Fall verloren gegangene Wähler zurückgewinnen - das hätte ja dann auch schon 2013 funktionieren müssen.«

Forsa hat für das Magazin Mitte August gut 1000 repräsentativ ausgesuchte Bürger befragt. Der Bericht der »Bild« über Anstrengungen für eine Kandidatur Nahles‘ unter dem Codewort »Andrea 21« wurde übrigens Mitte September veröffentlicht. Die Autoren: Rolf Kleine, Ex-Sprecher von Kanzlerkandidat Peer Steinbrück, und Bela Anda, Ex-Regierungssprecher unter Gerhard Schröder. Die Diskussion über Nahles’ Zukunft fällt zeitlich zusammen mit Bestrebungen der SPD-Linken, sich innerhalb der Partei neu zu organisieren. Auch Nahles wird meist dem linken Flügel zugerechnet.

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