nd-aktuell.de / 26.09.2014 / Berlin / Seite 11

Per Video gegen Spielsucht

Zum Aktionstag gegen krankhaftes Zocken startet das Berliner Präventionsprojekt eine Kampagne

Einen Euro rein, 100 Euro raus. Das ist der Traum von Automatenspielern. Dabei unterschätzen viele, wie gering die Gewinnchance ist - und wie hoch das Risiko, spielsüchtig zu werden.

Eine echte Glückssträhne gibt’s jetzt im Teleshopping zu erwerben. Hergestellt wird sie aus den Barthaaren tibetischer Bergziegen und, dass sie funktioniert, beweist der Videoclip auch sofort: Der eben noch traurig am Spieleautomaten daddelnde Mann springt jubelnd durchs Studio, nachdem er mit der Glückssträhne um den Hals sofort den Jackpot knackt.

Mit diesem (ziemlich gut gemachten) Kurzfilm warnt das Berliner Präventionsprojekt Glücksspiel seit Donnerstag vor exzessivem Zocken. Über dem Videoclip prangt die funkelnde Botschaft: »Glücksspiel macht reich. Aber nicht dich.« Die Filmemacher wollen darauf hinweisen, wie sehr vor allem junge Männer ihre Gewinnchancen beim Glücksspiel überschätzen - insbesondere an Geldspielautomaten. Der 25. September ist der bundesweite Aktionstag gegen Glücksspielsucht.

2013 hatten nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bundesweit rund 800 000 Menschen ein riskantes oder krankhaftes Spielverhalten. In Berlin gelten Tausende als spielsüchtig.

Beim Glücksspiel mit Geldeinsatz ist der Ausgang größtenteils vom Zufall bestimmt. Neben den klassischen Spielbanken gibt es zum Beispiel Lotto und Toto, Pferdewetten sowie die Klassen- und Fernsehlotterie. Mit Abstand am beliebtesten - gerechnet nach den Umsätzen - aber sind Geldspielautomaten, vor allem in Gaststätten und Spielhallen. Gaben bei repräsentativen Umfragen 2007 rund 2,2 Prozent der Interviewten an, ihr Geld in solche Daddelautomaten zu stecken, waren es 2013 bereits 3,7 Prozent - darunter häufig Vielspieler. Glücksspielsucht trifft vor allem Männer. Beim Traum vom schnellen Geld verlieren besonders häufig junge Migranten die Kontrolle über ihre Spielleidenschaft. Folgen sind oft hohe Schulden.

Erste Wirkung zeigt das neue Berliner Spielhallengesetz. Seit 2011 in Kraft, sind damit die Auflagen verschärft worden. Seitdem gilt zum Beispiel ein Mindestabstand von 500 Metern zwischen zwei Spielhallen. 2013 ist die Zahl der Hallen im zweiten Jahr in Folge nicht mehr gestiegen, sondern leicht gesunken - zuletzt von 577 auf 564.

Noch immer finden sich Spielhallen aber besonders häufig in sozial schwachen Kiezen wie zum Beispiel in Teilen von Neukölln und Wedding - mit geringen Ladenmieten und vielen Menschen ohne Arbeit oder Perspektiven. dpa/nd

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