Tarifvorschlag für Fast-Food-Ketten abserviert

NGG findet das »Magerangebot« der Arbeitgeber nicht annehmbar - die harte Arbeit müsse mehr wert sein

  • Josephine Schulz
  • Lesedauer: 3 Min.
Die erste Tarifverhandlung in der Systemgastronomie endete am Dienstag ergebnislos. Die Arbeitgeber wollen den Manteltarifvertrag beschneiden.

»Ketchup oder Mayonnaise zu den Pommes?«, »Fanta oder Cola zum Menu?« Gebetsmühlenartig wiederholen die Mitarbeiter von McDonalds, Burger King und Co. die Fragen, Teil der immer gleichen, standardisierten Abläufe in den Schnellrestaurants. Und dazu selbstverständlich stets ein freundliches Lächeln auf den Lippen. Der Job in der Systemgastronomie ist hart. Fair wäre, wenn dies von den Arbeitgebern auch finanziell gewürdigt würde. Die aber schalten auf stur.

Am Montag wurde die erste Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) und dem Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) ergebnislos abgebrochen. »Das Managerangebot der Arbeitgeberseite ist nicht annehmbar«, erklärte Burkhard Siebert, stellvertretender NGG-Vorsitzender. Die Arbeit der weit mehr als 100 000 Beschäftigten bei McDonalds, Burger King, Nordsee, Pizza Hut und weiteren Unternehmen müsse den Arbeitgebern mehr wert sein.

Das Angebot sah vor, die niedrigsten Entgelte auf das Niveau des gesetzlichen Mindestlohns von 8,50 Euro anzuheben. In den folgenden zwei Jahren sollten die Gehälter dann nicht weiter steigen. Bisher liegt der Stundenlohn in der untersten Gruppe bei 7,71 Euro im Westen und 7,06 Euro im Osten. Ab Entgeltgruppe drei, in der die Beschäftigten bisher 8,55 bzw. 7,77 Euro erhalten, soll der Lohn nur wenige Cent über den gesetzlichen Mindestlohn steigen. Die Differenzierung zwischen Ost und West soll überdies beibehalten werden.

Doch die minimalen Gehaltszuwächse wollen sich die Arbeitgeber gut bezahlen lassen. So verlangten sie als »Gegenleistung« die Streichung aller Zusatzzahlungen aus dem Manteltarifvertrag. Dazu zählen Urlaubs- und Weihnachtsgeld, Feiertags- sowie Nacht- und Überstundenzuschläge. Die NGG kritisiert, dass sich die Beschäftigten ihre mageren Lohnzuwächse auf diese Weise selbst finanzieren müssten. »Wir haben errechnet, dass bestimmte Arbeitnehmergruppen mit diesem Angebot am Ende des Jahres weniger Geld in der Tasche hätten als bisher«, sagt NGG-Sprecherin Karin Vladimirov, Für die höheren Lohngruppen liegt vom BdS bisher kein Angebot vor. Die NGG verlangt jedoch die Abstände zwischen den Entgeltgruppen zu erhalten.

Darüber hinaus wird von der Gewerkschaft ein Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert, der einheitliche Löhne für Ost und West festschreibt - ohne Einschnitte in den Manteltarifvertrag. Es gehe nun vor allem darum, Bestehendes zu erhalten, sagt Vladimirov. »Die Arbeitgeberseite hat den Manteltarifvertrag gekündigt und will nun mit der Axt an alle Zuwendungen ran.«

Bis zum 1. Oktober hat der BdS Zeit, einen neuen Vorschlag zu erarbeiten. Einige Unternehmen der Systemgastronomie wie die Steakhäuser Blockhaus und Maredo, sind nicht im BdS, sondern im Dehoga Bundesverband organisiert. Mit diesen habe man im Juli einen Tarifvertrag abgeschlossen, der Gehälter über Mindestlohnniveau festlegt, sagt Vladimirov. »Gehen tut es also.«

Entgegen allgemeiner Tendenzen von Umsatz- und Beschäftigungsrückgängen in der Gastrobranche, wächst die Systemgastronomie stetig. Mit steigenden Umsätzen und Betriebszahlen wirkt das Segment als Wachstumstreiber der gesamten Branche. Obwohl nur 10 bis 15 Prozent der Betriebe zur Systemgastronomie zählen, ist ihr Anteil an den Branchenumsätzen mit mehr als 30 Prozent deutlich größer. Das Erfolgsrezept ist jedoch zweifelhaft. Atypische Beschäftigungsverhältnisse sind bei den Fast-Food-Ketten gang und gäbe. Über 50 Prozent der Arbeitnehmer sind geringfügig beschäftigt.

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