nd-aktuell.de / 29.09.2014 / Politik / Seite 14

53 Flüchtlinge erhalten Kirchenasyl

Nordkirche reagiert auf Antrag der NPD

Wolgast/Schwerin. Die Nordkirche gewährt aktuell in 53 Fällen Kirchenasyl. Betroffen sind ihren Angaben nach jeweils ein oder mehrere Menschen, denen durch Abschiebung Gefahren für Leib, Leben und Freiheit drohten. Mit Rücksicht auf die Betroffenen und die jeweiligen Kirchengemeinden machte die Nordkirche keine Angaben zu den Orten.

In den Gottesdiensten im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis sollte am Sonntag ein Kanzelschreiben verlesen werden, das den Kirchengemeinden Rückendeckung bei der Gewährung von Kirchenasyl geben soll. »Als Leitung des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises stellen wir uns hinter alle unsere Kirchengemeinden, die Kirchenasyl gewähren, und hinter alle Christen, die dabei aktiv sind«, heißt es in dem Schreiben des Kirchenkreisrates.

Hintergrund ist ein am vergangenen Montag von der AfD unterstützter Antrag der NPD im Kreistag von Vorpommern-Greifswald. Die NPD hatte gefordert, dass die Kirchengemeinde St. Petri in Wolgast auf ihrer Auffassung nach »rechtswidrige Maßnahmen« des Kirchenasyls verzichten solle. Demokratische Parteien reagierten empört auf die offene Unterstützung des NPD-Antrages durch die AfD.

Seit Mitte August gewährt die Kirche St. Petri in Wolgast einem Mann aus Mali Kirchenasyl. Ihm drohe die Abschiebung in die Niederlande und von dort in sein Heimatland. Die öffentliche Positionierung des Kirchenkreises wertete Pfarrer Jürgen Hanke als »ganz wichtiges Signal«.

Im Kirchenasyl sehen die Gemeinden nach Angaben eines Sprechers einen letzten legitimen Versuch, Flüchtlingen die Möglichkeit für eine erneute sorgfältige Überprüfung ihres staatlich garantierten Schutzanspruchs zu verschaffen.

Im Falles des aus Mali stammenden Mannes, der in Sachsen-Anhalt einen Integrationspreis erhalten hatte, appellieren Freunde an das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge sowie an die zuständige Ausländerbehörde, ihm eine Ermessensduldung zu erteilen oder die angedrohte Abschiebung auszusetzen.

Bundesweit sind die Zahlen der Kirchenasyle ansteigend. Wurden im Januar nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft für Asyl in der Kirche 34 Kirchenasyle mit 62 Personen gezählt, waren es im August 135 Kirchenasyle mit 244 Personen. dpa/nd