Die Jugend verlässt Samoa

  • Catherine Wilson, Apia
  • Lesedauer: 2 Min.

Touristen kommen in Scharen, um die Schönheit der Natur, die Strände und eine stressfreie Zeit zu genießen. Doch die jungen Leute des südpazifischen Inselstaates Samoa wollen vor allem eines: weg.

Samoa hat eine Nettoemigrationsrate von 13,4 Prozent. Im Nachbarland Tonga sind es sogar 15,4 und im westpazifischen Mikronesien 15,7 Prozent. Das sind hohe Prozentsätze, wenn man bedenkt, dass die durchschnittliche Rate aller kleinen Inselentwicklungsländer 1,4 Prozent beträgt.

In Apia, der Hauptstadt von Samoa, lebt die Endsechzigerin Siera Tifa Palemene. Sie ist eine von vielen Frauen im Lande, die ihre Kinder an die größeren Volkswirtschaften der Region verloren haben. Vier ihrer zehn Kinder leben in Australien und Neuseeland, wo sie auf dem Bau arbeiten. »Sie wollen ihren Kindern ein besseres Leben bieten«, sagt sie. »Denn hier bei uns sind die Löhne sehr niedrig.«

Trotz einer stabilen politischen Lage hängt die Wirtschaft von Samoa in erster Linie von der Landwirtschaft, dem Tourismus und der ausländischen Entwicklungshilfe ab. Dem Inselstaat nordöstlich der Fidschi-Inseln macht nicht zuletzt die geographische Abgeschiedenheit von den internationalen Märkten zu schaffen. Auch die globale Finanzkrise 2008, das Erdbeben und der Tsunami von 2009 sowie der Zyklon 'Evan' im Jahr 2012, der Infrastrukturen und Ernten verwüstete, forderten ihr Tribut.

Die meisten Inselbewohner leben vom Fischfang, der Subsistenz- oder kleinbäuerlichen Landwirtshaft und dem informellen Handel. Rund 27 Prozent der Bevölkerung haben Schwierigkeiten, ihre Grundbedürfnisse zu befriedigen. Die Emigration ist somit ein willkommener Devisenbringer.

»Meine Söhne schicken uns Geld, damit wir über die Runden kommen. Das hilft uns, unsere Rechnungen zu bezahlen und die Enkelkinder zur Schule zu schicken«, berichtet Palemene. Nach Angaben der Weltbank beliefen sich die Auslandsüberweisungen samoanischer Emigranten in die alte Heimat 2012 auf gut 142 Millionen US-Dollar. Das entsprach 23 Prozent des nationalen Bruttoinlandsproduktes. IPS

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