Feiern in Zeiten leerer Kassen

Sachsen-Anhalt will zum Luther-Jubiläum auch die Tourismusförderung kürzen - die Evangelische Kirche protestiert

  • Lesedauer: 2 Min.
Sachsen-Anhalt möchte das große Luther-Jubiläum 2017 eigentlich groß feiern - zur Stärkung des Tourismus und als Werbung für das Land. Doch nun will die Landesregierung den Tourismusetat kürzen.

Halle/Wittenberg. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) sieht die Kürzungspläne bei der Tourismusförderung in Sachsen-Anhalt vor dem 500. Reformationsjubiläum 2017 kritisch. Für Einsparungen im Landeshaushalt habe er zwar großes Verständnis, sagte der amtierende Direktor der EKD-Geschäftsstelle »Luther 2017«, Jan von Campenhausen, am Dienstag in Wittenberg. Wenn jedoch bei der Tourismuswerbung ausgerechnet vor dem Reformationsjubiläum gekürzt werde, »verspielt man seine Zukunft«. Sachsen-Anhalt plant nach einem Zeitungsbericht Einschnitte bei der Tourismusförderung.

Regierungsangaben zufolge solle allein der Zuschuss für die Fremdenverkehrswerbung von 1,3 Millionen Euro um fast eine Million Euro im Jahr 2016 verringert werden, schreibt die »Mitteldeutsche Zeitung«. Wirtschafts- und Wissenschaftsminister Hartmut Möllring (CDU) gab dagegen nur eine Kürzung von 621 000 Euro an. Auch der Etat zur Investorenwerbung soll verringert werden. Empfänger der Zuschüsse ist die landeseigene Investitions- und Marketinggesellschaft.

In der Zeitung verteidigte Möllring die Einschnitte. Weil der Eckwert des Wirtschaftshaushaltes sinke, sei er gezwungen, die Zuschüsse für die landeseigene Gesellschaft zu kürzen. Anders könne er die Sparvorgaben des SPD-Finanzministers Bullerjahn nicht erfüllen. Die Kürzungspläne stießen bei den Koalitionsfraktionen von SPD und CDU Kritik aus. »Wir machen uns ja zum Gespött, wenn wir am Vorabend des Luther-Jubiläums 2017 eine Million Euro für Tourismuswerbung kürzen«, so der SPD-Landtagsabgeordnete Ronald Mormann.

Von Campenhausen betonte, dass das Reformationsjubiläum großes Potenzial berge, besonders viele Menschen zu erreichen. Deshalb sehe die EKD-Geschäftsstelle die Kürzungsvorhaben mit Sorge. Das Jubiläum komme nur alle 500 Jahre. Es müsse jetzt in die Werbung investiert werden, um auch die Weichen für die Entwicklung in ganz Mitteldeutschland stellen zu können. Bereits jetzt erfahre die Tourismusbranche eine Steigerung durch das Jubiläum von 15 Prozent jährlich, die vermutlich auch nach 2017 anhalten werde. Um dies zu erreichen, dürfe bei der Werbung nicht gekürzt werden, so von Campenhausen. dpa/nd

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