Hoffnung betrügt - und trägt

«Werktage. Arbeitsbuch 1990-2008»: Volker Braun auf der Höhe seines fragenden Geistes

  • Hans-Dieter Schütt
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

In der Kunst (wie in der Philosophie) etwas beweisen zu wollen - es ist Verschwendung von Zeit, die der Mensch dem Denken widmen könnte. Denn alle Beweisführung, ein Ding sei so oder so und nichts anderes, ist ein Feind des Denkens. Denken bleibt: Antwortscheu und Neugier auf eine Problembedrängung von allen Seiten.

In diesem Sinne ist die Poesie des Dichters Volker Braun in der DDR große Kunst gewesen - ein fortwährendes Fragen im Gezeitenwiderspruch von radikalem Weltentwurf und roher Praxis, von Fruchtbarmachung einer Idee also und deren Verwüstung durch Institutionen. Das Schreiben Brauns porträtierte den Konflikt zwischen dem oft gallebitteren Verständnis für einen noch ungelenken Sozialismus, einer immer wieder von Zweifeln niedergedrückten Erwartung besserer Zeiten und dem zornigen Appell wider schminkpinselige Obrigkeiten. Ein Dichter gegen die innere Zensur, also dieses scheinsozialistische «leben im system», jeder hatte doch ...


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