Gefährlicher Slalom auf dem Radweg

  • Lesedauer: 2 Min.

In den Augen der einen ist es ein Radweg - für andere ist der freie Streifen am Straßenrand der so verzweifelt gesuchte Parkplatz. Der Kampf um die 50 bis 150 Zentimeter breite Spur ist in vollem Gang in Berlin. Was eigentlich eine Erleichterung für die Zweiradfahrer sein sollte, wird zum gefährlichen Slalom um Passanten herum und zwischen Autos hindurch.

Genervte Radler konnten sich diesen Sommer zumindest mal richtig beschweren. Die Landesverbände von BUND und Allgemeinem Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) fragten 99 Tage lang auf der Webseite www.radspuren-frei.de, wo Parksünder die Radwege blockieren. Jetzt sind die Ergebnisse da: Mit Abstand am häufigsten fühlten sich Radfahrer auf der Schlesischen Straße in Kreuzberg behindert. Aber nicht in Friedrichshain-Kreuzberg, sondern im Westen der Stadt wird der meiste Raum von Autos geblockt: Die Plätze drei bis fünf gehen allesamt nach Charlottenburg. Zusammen mit dem Bezirk Mitte führen sie die Liste an. Dort gibt es auch die meisten Rad- und Schutzstreifen und die meisten Radfahrer. Insgesamt wurden fast 6000 Blockaden gemeldet. Auch überraschend: Nicht Lieferdienste oder Lkw in Ladezonen von Shops sind die häufigsten Störenfriede, sondern private Pkw mit berlinweit 71 Prozent.

Je nach Straße sind die Hauptverursacher aber unterschiedlich, betont Tilo Schütz, Radverkehrsexperte. Die beiden NGO haben in der Auswertung deshalb detaillierte Empfehlungen ausgesprochen. So müssten zum Beispiel Lieferzonen auf Dauerparkplätzen, nicht in zweiter Reihe ausgewiesen werden. Außerdem empfehlen ADFC und BUND, auch in Gegenden Möglichkeiten für das Kurzparken zu schaffen, wenn dadurch Dauerparkplätze verloren gehen. Die Ordnungsämter müssten mehr Personal bekommen, damit sie die Knöllchen zwischen 15 und 35 Euro auch verteilen können. mag

Foto: imago

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal