Verbrauch statt Gebrauch

MEINE SICHT

  • Celestine Hassenfratz ist für Jute statt Wegwerfplaste
  • Lesedauer: 2 Min.

227 Millionen Plastiktüten verbrauchen wir Berliner pro Jahr. Wobei verbrauchen an dieser Stelle irreführt - denn wir verbrauchen die Tüten nicht, wir gebrauchen sie. Wir packen Obst und Gemüse in sie, benutzen sie höchstens noch als Mülltüte. Wirklich verbrauchen aber, das machen wir mit den Tüten meistens nicht. So wird die Tüte nicht nur in der Herstellung - sie ist meist aus Erdöl, das als Ressource in den nächsten 70 Jahren voraussichtlich verbraucht ist, und verursacht CO2-Emissionen von 60 bis 120 Gramm pro Tüte - sondern auch nach ihrem Gebrauch zum Umweltmonster.

500 Jahre braucht eine Plastiktüte, bis sie sich natürlich zersetzt. Eine schöne Ladung Müll, die wir unseren Kindern damit täglich aufladen. Auch Mehrwegtaschen aus Baumwolle sind nicht automatisch die Lösung, muss man sie doch etwa 30 Mal wiederverwenden, damit sie besser abschneiden als Tüten aus Plaste. Die EU doktert seit drei Jahren an einem Plastiktütenverbot herum, am 21. Oktober soll es eine Entscheidung in Brüssel geben. Dass Plastiktüten verboten werden, ist unwahrscheinlich, Lobbyarbeit deutscher Unternehmen sei Dank. Die EU-Lösung wird vermutlich lauten: Mitgliedsstaaten kümmern sich nach eigenen Regularien um den Plastikmüll. Wenn die Politik sich schon nicht für die Umwelt einsetzt, könnten die Verbraucher es selbst tun. Mit einer Verbrauch- statt einer Gebrauchsgesellschaft. Die Umwelt wird's danken.

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