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Die letzte Freiheit

  • Tobias Riegel
  • Lesedauer: 2 Min.

Einem Menschen zu verweigern, aus dem Leben zu scheiden, ist eine skandalöse Bevormundung - wenn der- oder diejenige diesen Wunsch bei klarem Verstand fasst. Die Entscheidung »Schluss zu machen« ist die letzte und wichtigste Freiheit, die dem Menschen zusteht - auch wenn sie Umstehenden voreilig erscheint. Und auch dann, wenn der Umwelt das Ableben dieses Menschen gut in den Kram zu passen scheint. Die Entscheidung sollte weder von der medizinischen Apparate-Lobby noch von einem zum Suizid drängenden Umfeld getrübt werden. Und vor beiden Perversionen muss der Einzelne geschützt werden.

Die Ökonomisierung des Todes hat zwei Seiten. Nicht nur wollen die nun viel zitierten Rabenverwandten ihre Oma (und die Kosten und Mühen, die sie verursacht) per Giftspritze loswerden: Auf der anderen Seite derselben Medaille stehen die Ärzte und Klinikkonzerne, für die siechende und leidende und mit absurdem Technikaufwand »am Leben« erhaltene Menschen ein Geschäftsmodell darstellen. Darum ist der aktuelle Gestzentwurf, der mit der restriktiven Praxis der Ärzte bricht, nur zu begrüßen - auch wenn er nicht weit genug geht.

Denn eigentlich müsste er jedem zustehen: der Giftring. Denn er ist (auch und gerade dann, wenn er nie eingesetzt wird) die permanente, das Leben tatsächlich erleichternde und die Todesangst mildernde Versicherung, jederzeit selbstbestimmt handeln zu können.

Es ist merkwürdig, dass ausgerechnet Teile der CDU, die die Worte »Freiheit« und »Eigenverantwortung« noch bei den abwegigsten Gelegenheiten im Mund führt, bei diesem zentralsten aller Themen von der Bevölkerung verlangt, sich einer total aus den Fugen geratenen Medizin-Industrie auszuliefern und doch bitte die, schließlich von Gott persönlich auferlegten, körperlichen oder geistigen Qualen »bis zum bitteren Ende« zu ertragen.

Unsere Gesellschaft sollte jedem (auch Nichtkranken) die Mittel für einen würdigen Suizid zur Verfügung stellen. Der Lebensmut erwächst aus Verantwortung für das Umfeld, aus den »kleinen Dingen«, aus der großen Liebe - und nicht aus der Abwesenheit von Gift.

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