nd-aktuell.de / 21.10.2014 / Politik / Seite 10

Landreform in Vanuatu breit akzeptiert

Catherine Wilson, Port Vila

Kristallklares Wasser, unberührte Natur und ein wunderbarer Blick aufs Meer haben das Interesse ausländischer Investoren an Immobilien und Tourismusentwicklungsprojekten auf Vanuatus Hauptinsel Efate geweckt. Inzwischen sollen Schätzungen zufolge 56,5 Prozent der Küstengebiete über Zeiträume von bis zu 75 Jahren verpachtet worden sein. Vanuatu ist ein aus 82 Inseln bestehender Archipel, in dem die mehr als 247 000 Menschen weitgehend von der Landwirtschaft und vom Fischfang abhängen.

Mehr als 80 Prozent der Landesfläche ist jedoch Traditionsland. Das bedeutet, es gehört den Familien, die das Land von ihren Vorvätern erhalten haben und es ihrerseits an die nachfolgenden Generationen weitergeben wollen. Wie mit diesem Gebieten verfahren wird, etwa im Sinne landwirtschaftlicher oder kommerzieller Zwecke wie der Verpachtung, bestimmt die Gruppe per Konsensentscheidung. Die Bedeutung von Land für die Kultur, Identität, Ernährungssicherheit und Wohlfahrt der Pazifikinselbewohner spiegelt sich in den meisten nationalen Gesetzen wider. Der Verkauf von Traditionsland ist - theoretisch - verboten.

Doch seit der Einführung der Geldwirtschaft ist Land sowohl für Dorfbewohner als auch für Politiker eine Geldmaschine geworden. »Die Leute haben gemerkt, dass sie sich ein Auto, eine Satellitenschüssel oder ein Schnellboot kaufen können, wenn sie eine Parzelle verpachten«, berichtet Mormor. »Bis jemand soviel Geld angespart hat, vergehen Jahre. Es durch die Verpachtung von Land zu bekommen, grenzt an ein Wunder.«

2013 handelte es sich bei zwei Dritteln aller Gerichtsverfahren gegen die Regierung um die umstrittenen Geschäfte mit Land. Doch im gleichen Jahr wurde Indigenenführer Ralph Regenvanu zum neuen Minister für Land ernannt, der diese Entwicklung mit seiner kühnen Landreform unterbinden will.

Im Dezember 2013 wurden die neuen Gesetze verabschiedet. Sie verlangen, dass alle Mitglieder des Familienkollektivs vor der Verpachtung von Land ihre Zustimmung geben müssen. Potenzielle Investoren sind angehalten, bei einem Ausschuss für Landmanagementpläne die Genehmigung einzuholen, überhaupt mit den Eigentümer von Traditionsland in Verhandlungen zu treten. Kommt es zu Streit, entscheiden zwei traditionelle Institutionen, die Nakamals und die Gerichte für Traditionsland - seltener die normalen Gerichte. IPS