Outsourcing deluxe

Sarah Liebigt über rotschwarze Problemlösungsstrategien

  • Sarah Liebigt
  • Lesedauer: 2 Min.

Herbstnebel liegt über Berlin, muffiges Laub in den Parks: Die Sommerferien sind so lange her, dass sich kaum noch wer daran erinnert. Der Berliner Senat jedenfalls scheint direkt vom Sommerloch in die Herbstdepression gerutscht zu sein.

Ist ja auch nichts los in Berlin. Der neue Regierende wird erst im Dezember offiziell bestätigt, bis dahin kann der alte noch seinen Schreibtisch aufräumen und das Signieren von Autogrammkarten zur Chefsache erklären. Die SPD spielt House of Cards, schließlich müssen Senatorenposten neu vergeben werden. Die CDU hält sich sowieso aus allem raus.

Regierungsarbeit!? Sind doch Herbstferien. Gasnetz, Bürgerbeteiligung, Olympia, S-Bahn, BER, Wohnungsprobleme? Die Berliner Regierung stellt sich tot. Und diese Menschen da, die auf Dächern rumstehen und jetzt zurück nach Italien sollen? Wo ist das Problem?

Die leidigen Flüchtlinge, die es wagten, den schönen Kreuzberger Oranienplatz mit ihrem Dauerprotest zu besetzen, ist man auch bald endgültig los. In einem Papier hatte man ihnen ein bisschen was versprochen, was sowieso nicht einzuhalten ist, aber trotzdem gut klang. Als Reaktion auf den ersten Unmut wegen Nichteinhaltung der Vereinbarungen erklärte man das Papier qua Gutachten für nicht rechtskräftig. Und die neuen Flüchtlinge, die tagtäglich ans Brandenburger Tor klopfen, die stopft man in Traglufthallen und Containerdörfer.

Outsourcing nennt man das, was der rot-schwarze Senat derzeit in Berlin tut. Soll doch die Opposition ein bisschen krakeelen, sollen sich doch Bezirke, soziale Träger und die selbsternannten Unterstützer kümmern. Die bekommen dann auch die Kritik ab – den Ärger und den Unmut angesichts überfüllter Wohnheime und überlasteter Ämter.

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