Endlich mal was zu tun

Vor dem DFB-Pokal durfte Manuel Neuer zur Abwechslung mit Paraden glänzen

  • Andreas Morbach, Mönchengladbach
  • Lesedauer: 3 Min.

Max Eberl spazierte auffallend gelöst durch die Flure des Borussia-Parks. Das überaus niveauvolle Spitzenspiel zwischen Mönchengladbach und Bayern München hatte auch dem Sportdirektor der Niederrheinischen gefallen. Gut gelaunt lobte der 41-Jährige also den Sachverstand von Bayern-Kapitän Philipp Lahm, der den Borussen gerade einen längeren Verbleib auf den vorderen Tabellenplätzen prophezeit hatte. Eberl betonte großzügig, bei dieser Art von Torlosigkeit könne man »schon mal ein Auge zudrücken«. Und schließlich sprach er über den Mann, der dieses 0:0 am meisten zu verantworten hatte: Manuel Neuer.

Mit einer Handvoll exzellenter Paraden verhinderte der Münchner Torhüter vor allem nach der Halbzeitpause ein Gladbacher Erfolgserlebnis. »Mich hat es schon genervt, dass der bei denen im Tor stand«, sagte Eberl schmunzelnd, ehe auch er Neuers Leistung in vollem Ernst anerkannte: »An ihm kann man schon mal scheitern.«

Dem tiefenentspannten Tausendsassa zwischen den Pfosten ging es dabei so wie der gesamten Delegation aus dem Freistaat. Geradezu erleichtert wirkten die Münchner und Neuner, am westlichen Außenposten der Liga endlich einen echten Gegner gefunden zu haben. Auf die Dortmunder, die nochmals 100 Kilometer weiter nordöstlich immer ratloser im eigenen Saft schmoren und am nächsten Samstag in München antreten, kann der Rekordmeister momentan nicht bauen. So nannte Thomas Müller die Gladbacher in gedrosselter Anerkennung einen »aktuellen Konkurrenten«.

Ein Widersacher immerhin, der erkannt hat, wie die Münchner in Bedrängnis gebracht werden können - und diese Erkenntnis auch noch nahezu perfekt umsetzte. »Wir haben auf Konter gelauert, so muss man gegen die Bayern spielen«, erläuterte Borussias Patrick Herrmann, der nach knapp einer Stunde an Neuer gescheitert war. Seine größte Tat an diesem Abend hatte der Nationalkeeper kurz zuvor aber gegen André Hahn vollbracht, als den Fans der Torjubel schon die Kehlen hinaufgestiegen war.

»Ich habe ihn drin gesehen, ich treffe den Ball perfekt. Aber er hält ihn überragend - er ist einfach der beste Torwart der Welt«, kommentierte der verhinderte Torschütze die Szene später. Neuer musste derweil seine Abwehrkräfte auch nach Spielschluss nochmals mobilisieren: Die Nachforschungen des Boulevards zur frisch vollzogenen Trennung von seiner Freundin parierte der 28-Jährige mit dem Hinweis auf seine Privatsphäre, Fragen zum Beruf beantwortete er dagegen bereitwillig.

Bei rekordverdächtigen zwei Gegentoren steht Neuers Bilanz nach dem ersten Viertel der Saison, wobei ihn seine Abwehrleute in der Regel vor allzu viel Arbeit bewahren. Den Trend zur Kurzarbeit musste der Keeper bei seinem Wechsel von Schalke nach München im Sommer 2011 einkalkulieren, der Besuch im Borussia-Park wurde für Bayerns Ballfänger nun zur begrüßenswerten Bewegungstherapie.

»Es kommt nicht oft vor, dass ich so viel zu tun habe«, bestätigte Neuer. »Ein, zwei Bälle« pro Spiel, das sei seine normale Paradenquote. »Aber heute musste ich schon ein bisschen öfter ran«, sagte der gebürtige Gelsenkirchener und verwies zu seiner Verteidigung auf das 7:1 jüngst in der Champions League: »Ich war schon gegen Rom gefordert. Also weiß ich, wo ich stehe.«

Am Sonntag hatte Manuel Neuer im Vergleich mit seinem ebenfalls starken Gladbacher Kollegen Yann Sommer deutlich mehr zu tun. Bei den Pokaleinsätzen beider Teams am Mittwoch dürfte das aber wieder ganz anders aussehen. Da spielen Neuers Münchner in Hamburg gegen den mit Abstand schwächsten Angriff der Liga (drei Tore) um einen Platz im Achtelfinale. Sommers Mönchengladbacher hingegen müssen zu den schießwütigen Frankfurtern (17 Tore).

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