Gentrifizierung und Ghetto-Bildung

Lena Tietgen über den Zusammenhang zwischen Sozial- und Bildungspolitik

  • Lesedauer: 1 Min.

2006 hatte ein Brandbrief der Rütli-Schule in Berlin-Neukölln für einen Aufschrei gesorgt. Überbordende soziale, interkulturelle und vor allem Gewaltprobleme wurden erstmals deutlich vorgetragen und medial an den Pranger gestellt. Die Politik reagierte und schuf eine Lernlandschaft. Als Campus konzipiert befinden sich heute neben der Schule eine Kita, Einrichtungen des lebenslangen Lernens und Freizeitangebote, die in Kooperation und als Netzwerk zusammenarbeiten. Der Name Rütli-Schule steht nunmehr für Umgestaltung, Prävention und Kreativität.

So weit, so gut. Allerdings haben die Macher des Leuchtturmprojekts die Stadtentwicklung aus dem Blick verloren. Dass heute die Rütli-Schule gut läuft, ist allerdings neben der erhaltenen Anschubfinanzierung für den Neuanfang auch der parallel eingesetzten Gentrifizierung dieser Ecke von Neukölln zuzuschreiben. Besser situierten, neu hinzugezogenen Anwohnern wurde gleich eine moderne Schule mit angeboten, was wiederum zur Aufwertung dieses Stadtteils führte. Und so weiter und so fort. Brennpunktschulen anderer Stadtteile und Kieze, die die von Armut betroffenen Menschen aufnahmen und immer noch aufnehmen, können an einem daran gemessen dürftigen Bonus-Programm teilnehmen, erhalten hier und dort verstärkte Schulsozialarbeit. Das sind Tropfen auf den heißen Stein. Wird nicht endlich in bezahlbaren Wohnraum und Bildung gleichzeitig investiert, ist »Ghetto-Bildung« eine Frage der Zeit.

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