Nicht bequem

PERSONALIE

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Sicherheit und der Schutz von Daten sind nicht immer ein populäres Thema. Die Berliner Aktivistin und Wissenschaftlerin Constanze Kurz, die nun von der Evangelischen Akademie Tutzing für ihre Zivilcourage geehrt wurde, hat dies erst im Februar erfahren: Als sie an der Karlsruher Hochschule für Technik und Wirtschaft einen Vortrag über Verschlüsselung halten sollte, wurde sie kurzfristig ausgeladen.

Wohl Mitglieder des »Chaos Computer Club«, dessen Sprecherin die promovierte Informatikerin ist, waren in das E-Mail-System der Hochschule eingedrungen. Obgleich diese auf ihre Technikkompetenz pocht, wurde eine lang bekannte Sicherheitslücke nicht geschlossen. Darauf wollten die Hacker aufmerksam machen, indem sie fingierte Flirtnachrichten verschickten. Obwohl die Eindringlinge darüber schnell aufklärten, verstand die Hochschule keinen Spaß.

Oft sind diejenigen, mit denen sich Kurz anlegt, freilich weniger harmlos als eine technische Hochschule. Nicht nur verschiedenste Geheimdienste, deren Praktiken seit den Enthüllungen von Edward Snowden zumindest im Ansatz bekannt sind, sammeln nutzen Daten, die sie nach Recht und Gesetz oft wenig angehen, sondern auch Konzerne - mal, um Geld zu machen; mal in vorauseilendem Gehorsam.

Ihr Wissen hat die 1974 im Osten Berlins geborene Informatikerin nicht nur in Büchern und Artikeln dargelegt, auch der Politik ist es zuweilen willkommen. Die Linksfraktion schickte sie in die Bundestagsenquete zur digitalen Gesellschaft, das Bundesverfassungsgericht ließ sich zu Wahlcomputern, Vorratsdaten und zur Antiterrordatei beraten.

Zu anderen Gelegenheiten wollte man indes nichts von ihr wissen. Als Thüringer Datenschutzbeauftragte fiel sie 2012 gegen einen schwarz-roten Kandidaten durch - und auch mit der Kanzlerin wird sie sich wohl kaum noch anfreunden. Im Januar dieses Jahres verklagte sie nämlich die Bundesregierung wegen deren Rolle im NSU-Skandal.

Datenschutz ist eben nicht immer bequem.

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