Der Reichere gewinnt

Alba Berlin verliert in der Euroleague gegen Tel Aviv

Alba Berlin wird dieser Tage 25. Ein runder Geburtstag ist zu feiern, also lädt Klaus Wowereit zum Empfang, und eine im November erscheinende Chronik darf beim achtmaligen deutschen Basketballmeister ebenfalls nicht fehlen. Hochrangige Gäste kommen in diesen Feierwochen auch nach Berlin. Vor Kurzem erst war die beste Vereinsmannschaft der Welt zu Gast: Der NBA-Meister aus San Antonio wurde in einem Testspiel sensationell besiegt. Am Donnerstagabend gab sich nun Europas bester Klub die Ehre und nahm Alba schnell wieder die Feierlaune. Gegen Maccabi Tel Aviv hatten die Berliner beim klaren 69:84 keine Chance.

Die Israelis hatten im Mai die Euroleague gewonnen, An dem höchsten europäischen Klubwettbewerb darf Alba in den vergangenen Jahren nur sporadisch dank einer Wildcard teilnehmen - so auch in dieser Spielzeit. Woche für Woche bekommen die Berliner dabei aufgezeigt, welche tollen Einzelspieler mit viel mehr Geld verpflichtet werden könnten. Alba versucht mit mannschaftlicher Geschlossenheit dagegenzuhalten. Hin und wieder klappt das, auf Dauer jedoch nicht.

Dabei verkündet Alba alljährlich steigende Zuschauerzahlen, mit mehr als 10 000 pro Partie sei die Arena am Ostbahnhof sogar Europas am besten besuchte Halle. Warum schaffen es die Berliner dann nicht, mit den Großen in Europa mitzuhalten? Natürlich liegt’s am Geld, doch warum verdienen die Klubs in Spanien, Russland oder eben Israel viel mehr Geld mit Basketball?

Die Fans sind als Geldquelle längst vernachlässigbar geworden. Finanziell spielen Maccabi, der FC Barcelona oder ZSKA Moskau »in einer ganz anderen Liga«, sagt Albas Sportdirektor Mithat Demirel gegenüber »nd«. »In Moskau werden jedes Jahr 20 Millionen Euro verbrannt. Im nächsten kommt dann ein neuer Oligarch und füllt die Kassen wieder auf. Wir arbeiten auf dem Berliner Markt«, sagt Demirel und meint damit sowohl das Fehlen von entsprechend potenten Oligarchen als auch die klammen Kassen der Hauptstadt, die als Sponsor ausfällt. »In Spanien gibt es viel mehr Geld von TV-Sendern. Außerdem gleichen große Fußballklubs die Budgets wieder aus, und die Kommunen haben sich auch an den Vereinen beteiligt. Seit der Krise ist das aber nicht mehr so. Daher sind einige Klubs dort in finanziellen Schwierigkeiten. Bei uns muss die schwarze Null immer stehen«, stellt Demirel fest.

Im privat organisierten Sport macht das starre Festhalten an dieser Devise langfristig durchaus mehr Sinn als in der Politik, auch wenn Demirel sich damit abfinden muss, dass er auf dem Transfermarkt auf der Suche nach Verstärkungen oft mit den stumpfen Waffen kämpft. »In Moskau verdient der teuerste Spieler zweimal so viel wie unser gesamtes Team. Unter den Top 16 hatte letztes Jahr jedes Team einen Spieler, der so viel verdiente wie all unsere Spieler zusammen.«

Und wie hält sich Tel Aviv seit Jahrzehnten in Europas Spitze? »Maccabi ist das Aushängeschild eines ganzen Landes«, sagt Ex-Nationalspieler Demirel. Sponsoren und Politiker würden sich darum reißen, mit den Erfolgen der Basketballer in Verbindung gebracht zu werden. »So wird Maccabi immer einen Weg finden, um oben mitzuspielen.«

Tel Avivs bester Schütze an diesem Abend war übrigens Brian Randle mit 25 Punkten. Den hatte Alba vor zwei Jahren noch selbst unter Vertrag, doch in Berlin verletzte er sich nach zwei Einsätzen. Der US-Amerikaner spielte nie wieder für Alba. »Heute können wir ihn uns auch gar nicht mehr leisten«, sagt Demirel.

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