Überall ist Eiland

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: ca. 1.5 Min.
»Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.« So kennen wir es aus dem Johannes-Evangelium. Ein klare Konklusion. Sozusagen rund wie eine Kugel - oder zumindest wie ein Ei. Denn auch dessen Primärexistenz ist jetzt geklärt, sodass kein Raum mehr bleibt für müßige Spekulationen um Henne und Ei. Letzteres war zuerst da, wie drei Briten jetzt gemeinsam erkannt haben. So erklärte der Evolutionsgenetiker John Brookfield, dass sich das Erbgut eines Tieres im Laufe von dessen Leben nicht ändere. »Das erste lebende Ding, das man unzweifelhaft zur Spezies der Hühner zählen konnte, wäre also das erste Ei.« Damit schloss er aus, dass ein anderes Tier sich irgendwann zum ersten Huhn verwandelt haben könnte. Der Zweite im Bunde, der Wissenschaftsphilosoph David Papineau, meinte, das erste Ei sei ein Hühnerei gewesen, weil es ein Huhn in sich trug. Daran ändere auch die Tatsache nichts, dass es von einem anderen Tier gelegt wurde. Hm ... Und der dritte Eivolutionär, der Chef des Geflügel-Handelsverbandes Great British Chicken, Charles Bourns, setzte den Ei-Punkt, indem er zu dem Schluss kam, dass das Ei zuerst da war: »Eier gab's schon lange, bevor die Hühner dahergekommen sind.« Über seinen methodischen Ansatz breitete er den Mantel der Diskretion. Auch der Vatikan dürfte erfreut sein. Nicht nur, weil die neue Ei-Henne-Theorie ähnlich kompliziert ist wie die Dreifaltigkeitslehre der katholischen Kirche. Zudem finden die Anfangsworte des Johannes-Evangeliums eine bemerkenswerte Ergänzung: Im Anfang war demnach nicht nur das Wort, sondern auch das Ei. Und wir wissen nun endlich, woher das mit den Ostereiern kommt. Aber dass erst die Eier da waren und dann erst Ostern kam, macht die Sache auch wieder nicht einfacher. Jetzt warten wir gespannt auf die nächste Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Schließlich bekam dieser unlängst von Ra...

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