Ein »neues Kapitel«?

NATO-Generalsekretär sichert Kabul Hilfe des Paktes zu

  • Lesedauer: 2 Min.
Kabul. Der neue NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat der afghanischen Regierung auch für die Zeit nach dem Abzug der NATO-Kampftruppen die Solidarität des Militärbündnisses zugesichert.

»Die Zukunft Afghanistans liegt in den Händen der Afghanen, doch unsere Unterstützung geht weiter«, sagte NATO-Generalsekretär Stoltenberg während seines Besuchs in Kabul. Es war die erste Visite des Norwegers in der afghanischen Hauptstadt nach seinem Amtsantritt.

Mit dem Ende des Abzugs aller Kampftruppen im laufenden Jahr beginne 2015 ein »neues Kapitel« für Afghanistan und die NATO, sagte Stoltenberg. »Wir werden eine neue Mission zur Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Sicherheitskräfte beginnen«, so der NATO-Chef. Zum Höhepunkt des Einsatzes im Jahr 2010 waren über 130 000 ausländische Soldaten in Afghanistan im Einsatz, derzeit sind es rund 34 000. Im kommenden Jahr verbleiben nur noch 12 500 Soldaten im Land, die meisten davon aus den USA.

»Ich bin überzeugt, dass es angemessen ist für die NATO, Afghanistan zu verlassen«, sagte Staatschef Ashraf Ghani, der nach einem monatelangen Machtstreit um den Ausgang der Präsidentschaftswahlen selbst noch frisch im Amt ist. »Das bedeutet nicht, dass die Welt uns den Rücken zukehrt«, sagte Ghani. »Unsere Sicherheitskräfte werden das Land tapfer verteidigen. Unglücklicherweise reichen unsere finanziellen Ressourcen nicht, doch der NATO-Beistand beruhigt uns.«

Das Treffen wurde überschattet von neuen Zahlen zur anhaltenden Gewalt in Afghanistan. Im laufenden Jahr seien bereits mehr als 4600 afghanische Soldaten und Polizisten im Kampf getötet worden, teilte Joseph Anderson mit, der zweitranghöchste US-Militärvertreter im Land. Im gesamten Vorjahr habe die Zahl der im Kampf getöteten afghanischen Sicherheitskräfte bei 4350 gelegen. »Diese Zahlen sind langfristig nicht tragbar«, so Anderson. Bisher würden die einheimischen Sicherheitskräfte aber »dem Feind standhalten«.

In dem 13 Jahre währenden Afghanistan-Einsatz sind nach Angaben des unabhängigen Informationsportals »iCasualties« rund 3450 ausländische Soldaten getötet worden, darunter nach Bundeswehrangaben 55 Deutsche.

Stoltenberg traf bei seiner Kabul-Visite auch mit dem Chef der pakistanischen Armee, Raheel Sharif, zusammen. Die Grenzregionen des Nachbarstaats dienen den radikalislamischen Taliban als Rückzugsraum für ihre Aktivitäten in beiden Staaten. Ein pakistanischer Armeesprecher bezeichnete das Treffen von Stoltenberg und Sharif als geprägt von »gutem Willen«. AFP/nd Seite 21

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