Israel will den Krieg ausweiten

Entscheidung über möglichen UNO-Friedenseinsatz frühestens in einigen Wochen

Israel hat vier Wochen nach dem Beginn des Krieges in Libanon dessen weitere Eskalierung beschlossen.

Jerusalem (Agenturen/ND). Das israelische Sicherheitskabinett beriet am Mittwoch sechs Stunden lang über das weitere Vorgehen und kam zum Entschluss, die Bodenoffensive auszuweiten, wie der stellvertretende Regierungschef Eli Jischai sagte. Der Militäreinsatz im Nachbarland werde wohl noch »mehr als 30 Tage« dauern. In Regierungs- und Militärkreisen hieß es, wenn Israel die Invasion ausweite, werde es unweigerlich mehr Soldaten verlieren und sich noch mehr Kritik aus dem Ausland einhandeln; deshalb habe Premier Ehud Olmert sich anfangs widersetzt. Militärminister Amir Peretz vertrat in der Runde die Ansicht, die Offensive müsse bis zum Fluss Litani und darüber hinaus geführt werden, um weitere Raketenangriffe der Hisbollah zu stoppen. Bislang waren am Bodenkrieg rund 10 000 Soldaten beteiligt. In der Nacht zu Mittwoch beschoss die israelische Marine das größte palästinensische Flüchtlingslager im Süden Libanons: Ain Hilwa in der Nähe der Hafenstadt Sidon, in dem etwa 50 000 Flüchtlinge leben. Dabei seien zwei Menschen ums Leben gekommen, weitere 15 Menschen wurden verletzt. Bei einem israelischen Luftangriff in der Ortschaft Matschghara kam eine siebenköpfige Familie ums Leben. Bei den Toten handele es sich um ein Mitglied der Hisbollah, seine Ehefrau und seine fünf Kinder, teilte die libanesische Polizei mit. Bei Kämpfen zwischen der israelischen Armee und der Hisbollah-Miliz in Südlibanon wurden nach Informationen arabischer Fernsehsender elf israelische Soldaten getötet. Beim Versuch, die nordisraelische Siedlung Beit Schean zu beschießen, traf die Hisbollah-Miliz offenbar irrtümlich ein Gebiet nahe Dschenin im Westjordanland, wie palästinensische Sicherheitskräfte mitteilten. Insgesamt flog die israelische Luftwaffe in der Nacht zu Mittwoch mehr als 100 Angriffe. Es seien vor allem Gebäude angegriffen worden, die von der Hisbollah als Unterschlupf oder Kommandoposten benutzt würden, sagte eine Militärsprecherin in Tel Aviv. Außerdem habe die Luftwaffe vier Raketenstellungen der Miliz zerstört. Unterdessen rechnet die Bundesregierung frühestens in einigen Wochen mit einer Entscheidung über einen möglichen Friedenseinsatz im Nahen Osten. Es sei »nicht notwendig, über eventuelle Sondersitzungen in der Ende August auslaufenden Sommerpause nachzudenken«, sagte Vizeregierungssprecher Thomas Steg am Mittwoch in Berlin. Auch nach Einschätzung von Außenamts-Staatsminister Gernot Erler wird die UNO-Resolution, die Grundlage für die geplante internationale Friedenstruppe werden soll, wohl erst in einigen Wochen zu Stande kommen. Die Grünen forderten unterdessen ein Aussetzen der Waffenlieferungen an Israel. Frankreichs Staatspräsident Jacques Chirac erklärte derweil, eine internationale Truppe setze einen »sofortigen Waffenstillstand« und ein...

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