Klezmer erklingt im Kongresszentrum

Burkhard Seidemann vom geschlossenen Hackeschen Hoftheater macht in Lichtenberg weiter

  • Matthias Busse
  • Lesedauer: 2 Min.
Heute beginnt das 2. Klezmer-Fest im Storkower Bogen in Lichtenberg. Die Premiere im April habe Mut gemacht, sagt Organisator Burkhard Seidemann: »Die Besucher brachten immer neue Zuhörer mit.« Das nun auf 15 Abende erweiterte Programm präsentiert viele beliebte Formationen der ostjüdischen Volksmusik. Darunter ist am 12. und 13. August das Quintett Aufwind, das sich bereits 1985 an Klezmerklänge wagte, bevor diese Musikrichtung seit Anfang der 90er Jahre hierzulande wieder populär geworden ist. Aufwind spielte 1990 als erste ausländische Gruppe beim Klezmerfestival in Safed (Israel) und musizierte dort sogar zusammen mit dem Klarinettenvirtuosen Giora Feidmann. Auch die Berliner Urgesteine des Klezmer, Mark Aizikovitch (20., 21.8.) und Karsten Troyke (19., 22. 8.), treten mit ihren Bands auf. Es gibt außerdem ungewöhnliche Besetzungen zu hören, wie das nur aus Saiteninstrumenten bestehende Kasbek-Klezmer-Ensemble (14., 15.8.) oder am letzten Tag Griensteins Mischpoche, die mit ihrem Big-Band-Brass-Sound jedes Konzertpublikum zum Tanzen bringen. Mehr als 100 Menschen fasst das neue Veranstaltungs- und Kongresszentrum Medio im Storkower Bogen unmittelbar am S-Bahnhof, das nun zwei Wochen lang der orientalisch anmutenden jüdischen Folklore gehört. Organisator Seidemann freut sich, im Immobilienbesitzer des Storkower Bogens einen Partner gefunden zu haben, der die Veranstaltungen finanziell fördert, ein Büro und Lager zur Verfügung stellt. Auch über eine dauerhafte Spielstätte gäbe es mit dem Münchner Unternehmer Gespräche. Seidemann, der bis Ende 2005 Intendant des von einem Verein geführten Hackeschen Hoftheaters an der Rosenthaler Straße in Mitte war, verließ wegen 20-prozentiger Mietsteigerung den Musentempel, in den Hackeschen Höfen den er mit seiner Truppe vor 15 Jahren selbst ausgebaut hatte. Der geplante Umzug in die ehemalige Kegelbahn in den Passagen an der Neuköllner Karl-Marx-Straße, wo in Nachbarschaft auch die Neuköllner Oper residiert, scheiterte an Brandschutzeinrichtungen, deren Bau vom Verein nicht finanziert werden konnten. Obwohl er auch mit weiteren Partnern sprechen würde, hält Seidemann eine Neuansiedlung in Lichtenberg nicht für ausgeschlossen: »Als das Pantomimenensemble des Deutschen Theaters 1990 aufgelöst worden ist, mussten wir uns auch nach etwas Neuem umsehen. Mit unseren jiddischen Programmen haben wir dann auf die Gegend am Hackeschen Markt reagiert, die diese Tradition hatte. Nun müssen wir uns eben wieder vom Ort inspirieren lassen.« Bis 24, August, jeweils 19.30 Uhr. Storkower Straße 207, Lichtenberg, Karten-Telefon: 283 25 87
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