Stickstoffdioxid und Feinstaubpartikel

Was die täglichen ND-Werte über die Schadstoffbelastung in der Berliner Luft aussagen

  • Ruth Steinhof
  • Lesedauer: 3 Min.
Vielleicht ist es ja schon einmal aufgefallen: Jeden Tag veröffentlicht das ND auf der zweiten Seite des Berlin-Ressorts in der Service-Rubrik die Schadstoffwerte des vorangegangenen Tages. Da ist die Rede von Schwefeldioxid in Friedrichshain, und auch das gefürchtete Ozon findet Erwähnung. Alles Werte, die ND über Nachrichtenagenturen von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erhält. Doch was bedeutet beispielsweise eine Schwebstaubkonzentration von 19 µg/m³ in Neukölln? Wir haben uns bei Experten kundig gemacht. Martin Lutz von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung meint, dass zumindest unsere Angabe der Messwerte von 11 Uhr nicht sonderlich aussagekräftig sei. Bezüglich der Ozonwerte seien Messwerte um die Nachmittagszeit besser. Und für eine Beurteilung der Feinstaubbelastung sei einzig der Tagesmittelwert sinnvoll. Feinstaub hat viele Quellen. Neben menschlichen Einflüssen, wie Verkehr, Heizung und Industrie, gibt es auch natürliche Quellen, die zu Feinstaub führen. Generell könne man davon ausgehen, dass das Feinstaubpartikelaufkommen im Winter höher als im Sommer sei, so Lutz. Dies liege vor allem an der schlechteren Durchmischung der Atmosphäre und der mit Schadstoffen angereicherten Kaltluftschicht am Boden in den Wintermonaten. Denn Staub entstehe auch aus chemischen Reaktionen verschiedener Schadstoffe, wie Schwefeldioxid und Stickoxiden. Dementsprechend niedrig war auch die Feinstaubbelastung am vergangenen Montag. Auf der Frankfurter Allee betrug der Tagesmittelwert 21 Millionstel Gramm je Kubikmeter Luft (µg/m³). Der Grenzwert zum Gesundheitsschutz für Feinstaub liegt bei einem Tagesmittel von 50 µg/m³. Auf Grund des langen Winters wurden schon im März die zulässigen EU-Werte von 35 Überschreitungen erreicht. Und was verbirgt sich hinter der »erhöhten Ozonkonzentration«? Der Maximalwert wurde Montag in Marienfelde mit 97 µg/m³ als Mittelwert von acht Messstunden gemessen. Werte in der Innenstadt und an wichtigen Verkehrspunkten werden schon längst nicht mehr erhoben. »Ozon bildet sich zwar aus Stickoxiden und anderen Schadstoffen. Aber ebenso wird er an Straßen von Schadstoffen wieder aufgefressen«, sagte Lutz. Die Ozonbelastung sei somit immer in Stadtrandbezirken am höchsten. Der Zielwert für den langfristigen Gesundheitsschutz liegt für Ozon bei 120 µg/m³. Dennoch sollte man sich nicht zu früh entwarnt fühlen. Zwar sei die Luftqualität in Berlin deutlich besser geworden. Doch gebe vor allem die Stickstoffdioxidkonzentration als Mitverursacher von Feinstaub und Ozon Anlass zur Verbesserung. Lutz sieht die Lösung vor allem in der langfristigen Verringerung der Schadstoffemission durch Fahrzeuge. Bis zum Jahr 2008 müssen daher dieselbetriebene Fahrzeuge innerhalb des Stadtrings mindestens die Kriterien der Schadstoffklasse Euro II erfüllen, ab 2010 die der Schadstoffklasse Euro III. Den ausführlichen Plan des Senats und alles zum Thema Luftqualität findet man im Internet unter http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/luftqualitaet/. Da alle Messwerte nur als Tagesmittelwerte oder als Durchschnittswerte mehrerer Stunden aussagekräftig sind und diese Daten immer erst am Ende eines Tages oder einen Tag später zur Verfügung stehen, werden wir künftig auf die bisherigen Datenangaben verzichten, natürlich weiterhin über Gefahren für die Berliner Luft berichten.
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