Palast-Abriss zieht sich hin

Neuerliche Asbestfunde könnten Arbeiten um ein Jahr verzögern und erheblich verteuern

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 2 Min.
Der Abriss des Palastes der Republik könnte etwa doppelt so lange dauern wie geplant und doppelt so teuer werden. Ursprünglich sollte er Ostern 2007 beendet sein, jetzt könnte es gut ein Jahr später werden. »Die Arbeiten haben bereits ein viertel Jahr Verzug«, sagte Projektleiter Michael Möller. Grund sind die unerwarteten Asbestfunde trotz vorausgegangener Beseitigung des Krebs erregenden Stoffes. Entdeckt wurde der Asbest in Mörtelfugen zwischen Deckenplatten und Stahlträgern. »Wir mussten wochenlang nach einer Methode suchen, um die Platten unter den verschärften Sicherheitsvorkehrungen abnehmen zu können«, so Möller. Statt einfach zwei Löcher durchzubohren und sie mit einem Kran herauszuheben, werden sie an den Fugen aufgesägt und der Mörtel wird mit einem Spezialgerät abgesaugt. Damit kein Asbeststaub in die Luft gerät, müssen die Fugen zuvor befeuchtet, das Wasser wieder aufgefangen werden. Die Männer arbeiten dabei unter Schutzanzügen. Statt vier bis sechs Platten pro Stunde schaffen sie so nur eine. Zwölftausend sind aber insgesamt zu demontieren, 400 wurden seit Juni erst geschafft. Von der sechsten zur vierten Ebene des Foyers hat man sich so heruntergearbeitet. »Wir verlieren jeden Tag Zeit«, so Möller. Wie groß der Verzug letztlich werde, hänge davon ab, ob es auch in den unteren Foyerbereichen und vor allem in den beiden anderen Gebäudeteilen diese Asbestspuren gibt. Alles deutet darauf hin, bisher waren nur wenige Platten asbestfrei. Und auch in den Fugen der Dachplatten über dem großen Saal wurde der Stoff gefunden. »Schlimmstenfalls brauchen wir wirklich ein Jahr länger«, meint der Projektleiter. Und doppelte Zeit bedeute eben auch doppelte Kosten. Bisher waren für den reinen Abriss des Palastes 6,4 Millionen Euro veranschlagt. Hinzu kommen die Kosten u.a. für Sandeinspülung und Planungsleistungen, womit die Gesamtsumme auf zwölf Millionen Euro steigt. In der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hofft man noch, dass sich die Kostensteigerung in Grenzen hält. Klar sei, dass es teurer werde, sagt Sprecherin Manuela Damianakis. Aber bisher gebe es weder einen neuen Zeitplan noch eine neue Kostenkalkulation. Den Zeitverzug hält man in der Senatsverwaltung auch nicht für so problematisch, dann müsse mit der Begrünung eben noch etwas gewartet werden. Für diese läuft gegenwärtig unter dem Titel »Temporäre Freiraumgestaltung Schlossareal« ein landschaftsplanerischer Wettbewerb, für den europaweit unter 83 Bewerbern 25 Teilnehmer ausgewählt wurden. Bis 23. August müssen sie ihre Arbeiten abgeben.
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