Neubau statt Umzug

Am Kulturforum: Museum der Moderne

  • Marion Pietrzok
  • Lesedauer: 3 Min.

Berlin ist eine Baustelle. Das war schon immer so, es wird so bleiben. Falls sich wer dran stört, hilft nicht einmal der Verweis darauf, dass Rom auch nicht an einem Tag erbaut wurde. Denn die Redensart zielt auf einen Abschluss, den es in einer Stadt mit Aussicht auf Wachstum zu einer Megacity nicht geben wird.

Berlin ist sondergleichen eine Baustelle von Kulturbauten. Aber einer der wichtigsten Bauplätze der nächsten Jahre fehlte bislang: ein ausreichender und konzentrierter Ort für die Schätze der Moderne, die die Neue Nationalgalerie stolz ihr Eigentum nennen kann bzw. die sie dankenswerterweise schon besitzt, aber unter dem Vorbehalt der Übereignung erst dann, wenn sie angemessen präsentiert werden.

Jetzt ist - für die Öffentlichkeit höchst überraschend - aus trübem Novemberhimmel die glückliche Botschaft gefallen: Ein Museum für die Kunst des 20. Jahrhunderts wird gebaut werden. Der Haushaltsausschuss des Bundestages hat am Donnerstag 200 Millionen Euro für den Neubau bewilligt. Er soll neben Mies van der Rohes Neuer Nationalgalerie auf dem Kulturforum entstehen und die öffentlichen Bestände zur Klassischen Moderne sowie mehrere Privatsammlungen aufnehmen.

Mit diesem Geldsegen ist zum einen der Erhalt der Surrealisten aus der Sammlung Pietzsch für Berlin gesichert, die sonst vom Sammlerpaar nach Dresden gegeben worden wären. Deren an die Schenkung gebundenes Ultimatum und die vom Bund plötzlich bereitgestellte Summe für eine Sammlungsrochade hatten bereits vor rund zwei Jahren zu einigen Turbulenzen und heftigen Debatten geführt: bei den Planern der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deren Masterplan die Zusammenführung von Altmeistergemälden und Skulpturen auf der Museumsinsel vorsah, was einen Bilder-Großumzug aus der erst 1998 eröffneten Gemäldegalerie am Kulturforum zum Bode-Museum sowie einen Erweiterungsbau gegenüber der Museumsinsel bedeutete. Und bei der internationalen Öffentlichkeit, die dagegen intervenierte, dass so die Alten Meister auf Jahre ins Depot gebannt werden würden, da für den benötigten Erweiterungsbau weder Finanzen noch Einigung über das Nutzungskonzept zu haben seien.

Mit diesem Geldsegen ist nun zum anderen die Sparvariante eines Auswegs aus dem Dilemma auf den Weg gebracht: Das Kulturforum wird - auch weil die Sammlungen Erich Marx und Egidio Marzona aus dem Hamburger Bahnhof hier unterkommen werden - zu einer »Musemsinsel der Moderne«, wie Stiftungspräsident Hermann Parzinger schwärmte. Die vorerst zu teure und zeitlich zu ferne Vision der komplementären Präsentation von Malerei und Skulptur auf der Museumsinsel dürfte, wenngleich sie nun weit weniger realisierbar erscheint, jedoch bestehen bleiben.

Das Bauvorhaben am ohnehin städtebaulich neu zu organisierenden Kulturforum soll schnell vorangebracht werden. Der Baubeginn ist für 2017 vorgesehen, die Fertigstellung des Museumsneubaus um 2020.

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