nd-aktuell.de / 17.11.2014 / Sport / Seite 19

Ein außergewöhnlicher Typ

Felix Neureuther überrascht beim Saisonauftakt im finnischen Levi mit Platz drei im Slalom

Michael Brehme, Levi
Felix Neureuther feiert mit einem starken dritten Platz im Slalom von Levi sein Saisondebüt. Und das, obwohl die Nachwirkungen seiner Rückenprobleme immer noch nicht ganz ausgestanden sind.

Mit Grimassen für die Fernsehkameras hielt sich Felix Neureuther im Zielraum bei Laune. Dort sah der 30-Jährige, wie ein Konkurrent nach dem anderen im ersten Weltcupslalom der Alpinsaison im finnischen Levi an seiner Bestmarke scheiterte. Nur der norwegische Tagessieger Henrik Kristoffersen und Österreichs Skistar Marcel Hirscher waren am Sonntag noch etwas schneller als Neureuther. Und das, obwohl der 30-Jährige angesichts seiner noch immer nicht ganz überstandenen Rückenprobleme und erheblichen Trainingsrückstands gehandicapt gestartet war. »Bis vor ein paar Tagen hätte ich nie gedacht, dass ich hier auf dem Podium stehen kann. Das ist für mich eine sehr, sehr große Überraschung«, freute sich Neureuther.

Im 180. Weltcuprennen seiner Karriere war es der 30. Podestplatz für den Mann aus Garmisch-Partenkirchen, der seinen Saisonstart vor drei Wochen im österreichischen Sölden noch verletzungsbedingt hatte absagen müssen. »Das Podium war völlig unvorhersehbar und zeigt, dass Felix ein außergewöhnlicher Wettkampftyp ist«, lobte Wolfgang Maier, Alpindirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV).

Neben Neureuthers starkem dritten Platz gab’s auch noch zwei weitere Top-15-Resultate zu bejubeln: Fritz Dopfer landete auf Platz sechs und Philipp Schmid verbesserte sich im Finaldurchgang noch von Rang 21 auf 14. In der internen Qualifikation vor Levi hatte sich der Bayer gegen Stefan Luitz durchgesetzt und deshalb überhaupt erst den Startplatz erhalten. »Das war eine Hammervorstellung von ihm«, lobte Alpinchef Maier den Mann aus Oberstaufen, der sich auch selbst »voll zufrieden« zeigte. »Das Ziel war natürlich, Weltcup-punkte zu sammeln. Platz 14 ist top für mich«, sagte Schmid.

Im Mittelpunkt aber stand Neureuther, der auch seinen Teamkollegen Dopfer im zweiten Durchgang noch überholte. Obwohl angesichts des Trainingsrückstands noch »längst nicht alles perfekt ist«, wie er betonte. »Man hat ihm den Trainingsrückstand noch angemerkt, erst in den letzten zwei Tagen hat er das Gefühl wieder so richtig gefunden«, sagte Männerbundestrainer Mathias Berthold. Trotz der widrigen Umstände präsentierte sich Neureuther erstaunlich gut. »Schon der erste Lauf war sehr positiv, im zweiten hat er dann noch mal einen draufgelegt«, lobte Berthold.

Im Kampf um den Tagessieg und ein Rentier, das die Levi-Sieger traditionell neben dem Preisgeld erhalten, setzte sich der Norweger Kristoffersen nach einer furiosen zweiten Fahrt durch. Selbst Marcel Hirscher, der zuletzt beinahe unbezwingbare Österreicher, konnte da nicht ganz mithalten und wurde um 0,12 Sekunden distanziert.

Die deutschen Frauen fuhren dagegen das schlechteste Torlaufergebnis seit Jahren ein. Rang 24 von Barbara Wirth war die beste Platzierung. »Fast historisch« und »mehr als enttäuschend«, befand Alpindirektor Maier. »Mit so einem Ergebnis aufzuwarten, kann man nur schwer entschuldigen.« Schlechter schnitten die Slalomfrauen zuletzt im Februar 2005 ab, als sie bei der WM in Santa Caterina keine einzige Fahrerin ins Finale gebracht hatten. Im Weltcup liegt ein schwächeres Torlaufresultat bereits 14 Jahre zurück - in Sestrière schieden im Dezember 2000 alle DSV-Starterinnen früh aus.

Als die Slowenin Tina Maze als letzte Starterin souverän zum Sieg fuhr, standen die DSV-Athletinnen wie Olympiasiegerin Mikaela Shiffrin (USA), die nur Elfte wurde, längst geschlagen im Ziel. dpa