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Schäumende Kastanien für saubere Wäsche

Auf dem Heldenmarkt am Postbahnhof zeigen Aussteller, wie nachhaltiger Konsum funktionieren kann

  • Josephine Schulz
  • Lesedauer: 3 Min.
Kastanien für blütenweiße Wäsche, Öko-Slipeinlagen? Der Heldenmarkt, eine Messe für nachhaltigen Konsum, zeigt, was in Sachen Ressourcenschonen alles möglich ist.

Tritt man kräftig in die Pedale, leuchtet ein Lämpchen und die kleinen Matchboxautos setzen sich in Bewegung. Zwei Fahrräder erzeugen den Strom für eine Carrerabahn - besonders bei den Kindern ist das Event am Greenpeace-Stand am vergangenen Wochenende auf dem Heldenmarkt, einer Messe für nachhaltigen Konsum, der Renner. Einige Meter weiter - bei Brot für die Welt - kann man an verschiedenen Stationen den eigenen ökologischen Fußabdruck berechnen. Und der ist erschreckend groß. Sieben Punkte für ein Auto, drei für die Mikrowelle, noch mal drei für tägliches Duschen - und schon liegt der eigene Tapsen weit über dem Nachhaltigkeitsgrenzwert.

Spielerisch, interaktiv, schmeckend konnten die Besucher des Heldenmarktes am vergangenen Wochenende Alternativen für eine ökologisch und sozial verträgliche Lebensweise erleben. Die Messe füllte den Berliner Postbahnhof mit einem umfangreichen Programm: Über 100 Aussteller, Vorträge und Workshops. Die Nachfrage nach sozial und ökologisch verantwortlichem Konsum ist da, der Postbahnhof an beiden Tagen brechend voll.

Im Wohnzimmer von Initiator Lovis Willenberg begann das Projekt Heldenmarkt vor fünf Jahren. Mit seiner Vision von einer Plattform für nachhaltigen Konsum hat der Berliner den richtigen Riecher bewiesen. Immer mehr Menschen haben genug von Lebensmittelskandalen, Tierquälerei, finanzmarktgetriebenen Hungersnöten und suchen Orientierung in dem Dschungel aus bio-, öko-, und Fair Trade Zertifikaten. Wer glaubt über nachhaltigen Konsum bereits alles zu wissen und auf dem Heldenmarkt einfach einen größeren Bio-Supermarkt erwartet, irrt sich gewaltig. Hier zeigt sich, dass in jedem Lebensbereich Potenzial steckt, Ressourcen zu schonen. Do-it-yourself steht im Vordergrund: Selber Limonade mixen, Stoffbeutel bedrucken, Handpuppen basteln. So gibt es ein Repair-Café, wo unter Anleitung kaputte Elektrogeräte repariert werden können, und Kochshows, die einfache aber leckere vegane Rezepte für die eigene Küche vorstellen. »Das ist für mich das tolle am Heldenmarkt: Man kommt direkt mit dem Menschen in Kontakt, kann Ideen austauschen, sie an der Produktion teilhaben lassen«, erklärt ein Honighersteller.

Besonders reges Interesse herrscht am Stand für nachhaltige Damenhygiene. Slipeinlagen, Binden alles genäht aus weichem Stoff mit stylischen Motiven. Auf die immer gleichen skeptischen Blicke und Fragen, reagieren die Aussteller mit einem Lächeln. »Funktioniert das auch wirklich?«, »Ist das nicht unhygienisch?« Nein, die Stoffvariante ist nicht nur umweltschonend, sondern hautverträglicher, angenehmer und wesentlich billiger. Überraschung auch einige Meter weiter. Dass die Wäsche ohne Waschpulver, dafür aber mit Kastanien sauber wird, können viele kaum glauben. Einfach klein hacken, und in die Waschmaschine. Zum Beweis zeigt die Ausstellerin, dass das natürliche Waschmittel zum selber sammeln sogar richtig schäumt.

Eine große Nachfrage gibt es auch im Bereich Finanzen und Versicherungen. »Das Bewusstsein steigt«, sagt der Vertreter einer Bank. »Viele Menschen wollen wissen, wohin ihr Geld eigentlich fließt, Nahrungsmittelspekulation, Rüstungsindustrie oder Kinderarbeit.« Denn es geht auch ohne zweifelhafte Investitionen. Die Banken und Versicherer auf dem Heldenmarkt erklären den Gästen, nach welchen sozialen und ökologischen Kriterien sie das Geld ihrer Kunden anlegen.

Wer den nächsten Heldenmarkt besuchen will, muss leider nach Hamburg fahren, dort findet die Messe vom 21. -22.2.15 statt: www.heldenmarkt.de

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