nd-aktuell.de / 18.11.2014 / Politik

Missouris Gouverneur verhängt Notstand über Ferguson und aktiviert Nationalgarde

Laienrichter entscheiden über Anklageerhebung nach tödlichen Polizeischüssen auf Michael Brown

Die Entscheidung der Grand Jury ist noch gar nicht verkündet, da aktiviert Missouris Gouverneur schon Truppen für Ferguson. Ein Polizist erschoss dort im Sommer einen unbewaffneten schwarzen Teenager, wegen Protesten rückte damals die Nationalgarde in die Stadt ein.

Ferguson. Aus Angst vor neuen Unruhen wegen der tödlichen Polizeischüsse auf einen schwarzen Teenager in Ferguson ist über die Stadt im US-Bundesstaat Missouri der Notstand verhängt worden. Gouverneur Jay Nixon aktivierte am Montag (Ortszeit) außerdem die Nationalgarde, um einen Polizeieinsatz bei möglichen Protesten zu unterstützen. Hintergrund ist die bevorstehende Entscheidung über eine Anklage gegen den weißen Polizisten Darren Wilson, der Anfang August den 18-jährigen Michael Brown erschossen hatte.

»Der Staat Missouri wird vorbereitet sein, um angemessen auf jede Reaktion zu antworten«, erklärte Nixon. Der Gouverneur betonte, dass die Bürger das Recht auf friedliche Demonstrationen hätten. Allerdings warnte er vor der »Möglichkeit ausgedehnter Unruhen«. Die Nationalgarde werde dabei helfen, die Lage in Ferguson unter Kontrolle zu halten und diejenigen zu schützen, die vom Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen. »Alle Einwohner der Region St. Louis verdienen es, sich in ihren Vierteln sicher zu fühlen, ohne Gewalt oder Einschüchterung befürchten zu müssen«, erklärte Nixon.

Einige Demonstranten, die seit Tagen auf die Entscheidung der sogenannten Grand Jury aus zwölf Schöffen über eine Anklage gegen Wilson warten, gehen laut »NY Times« davon aus, dass sich die Jury gegen eine Anklageerhebung entscheidet. Der Ruf nach der Nationalgarde durch den Gouverneur vor der Jury-Entscheidung sei jedenfalls ein verfrühter unhd antagonistischer Zug, der von gewaltsamen Demonstrationen nach dem Beschluss bereits im Vorfeld ausgeht.

Der Tod des unbewaffneten Teenagers hatte im Sommer zu tagelangen Unruhen in Ferguson und der naheliegenden Großstadt St. Louis geführt. An dem Fall entzündete sich eine landesweite Debatte über Rassismus und Polizeigewalt. Die mehrheitlich afroamerikanische Bevölkerung von Ferguson fühlt sich von der überwiegend weißen Polizeitruppe des Ortes diskriminiert.

Die Staatsanwaltschaft leitete ein Strafverfahren gegen Wilson ein, bereits seit dem Sommer prüfen die Laienrichter der Jury die Beweislage. Nixons Erklärung nährte Spekulationen, wonach eine Entscheidung unmittelbar bevorsteht. Seine Sprecherin sagte der Zeitung »St. Louis Post-Dispatch« jedoch, der Gouverneur wisse nicht, wann genau diese verkündet werden solle.

Was genau am 9. August gegen Mittag in Ferguson passierte, ist umstritten. Wilson hielt Brown an, weil dieser mit einem Freund mitten auf der Straße lief. Der Beamte sagte aus, den Teenager nach einem Handgemenge in Notwehr erschossen zu haben. Zeugen wollen allerdings beobachtet haben, dass der unbewaffnete Jugendliche vor seinem Tod die Hände erhoben hatte. Brown wurde von mindestens sechs Kugeln getroffen. Anschließend lag der leblose Körper stundenlang auf der Straße, ehe er weggebracht wurde. AFP/nd