nd-aktuell.de / 20.11.2014 / Politik / Seite 20

Ein Minister wird zur Lachnummer

Bildungsminister Pyne irritiert Australier

Barbara Barkhausen, Sydney

»Ist das ein Witz?«, fragten etliche australische Internetnutzer. »Das ist Realsatire auf einem ganz neuen Niveau«, amüsierte sich die Australierin Satta van Daal. Und ihr Landsmann Daniel Crute schrieb: »Danke für den Spaß, Chris.«

Ganz bei der Sache kann der australische Bildungsminister auf alle Fälle nicht gewesen. Denn Christopher Pyne hat die Online-Kampagne auf Change.org, mit der er das Produktionshaus des staatlichen Senders ABC in Südaustralien retten möchte, am gleichen Tag gestartet, an dem seine Partei dem öffentlich-rechtlichen Sender eine fette Budgetkürzung aufs Auge gedrückt hat.

Um fünf Prozent oder rund 250 Millionen Dollar (174 Millionen Euro) soll die ABC in den kommenden fünf Jahren einsparen. Auch Pyne hatte an der Abstimmung teilgenommen und mit seinen liberalen Parteifreunden für die Kürzungen gestimmt. Doch das scheint der Minister entweder schon wieder vergessen zu haben oder er wollte zumindest nicht in seinem eigenen Wahlkreis in Südaustralien davon betroffen sein.

Im Internet handelte sich der liberal-konservative Politiker nach seiner Petition eine Menge Häme, aber auch Vorwürfe ein. Die Grünen-Senatorin Sarah Hanson-Young fragte sich, ob es sich bei Pyne womöglich um einen Internet-Troll handeln könnte. Ihre Kollegin Penny Wright forderte den Minister dagegen auf, die Petition aus »Anständigkeit« zurückzuziehen. »Das ist eine unvorstellbare Scheinheiligkeit von Minister Christopher Pyne, wenn seine eigene Regierung das Budget der ABC kürzt«, sagte sie dem lokalen Medium »Adelaide Now«.

Viele Australier schlugen dem Minister vor, doch mal mit seinem Kollegen, Kommunikationsminister Malcolm Turnbull, zu sprechen, anstatt eine Petition zu starten. »Meinst du das ernst, Chris?«, schrieb ein Australier salopp auf der Facebookseite des Ministers. »Du bist ein Minister im Kabinett, du brauchst keine Petition.«

Christopher Pyne hatte sich zuvor schon unbeliebt im Land gemacht, als er eine Reform des Universitätssystems vorgeschlagen hatte. Er wollte die Universitäten im Land deregulieren. Der Schritt würde zu noch mal deutlich höheren Studiengebühren für australische Studenten führen, die schon heute an die 100 000 Dollar für manche Abschlüsse auf den Tisch legen müssen. Erst am Dienstag hatte die Tageszeitung »Newcastle Herald« darüber berichtet, dass sich etliche Studenten sogar prostituieren müssen, um ihre Universitätsgebühren begleichen zu können.

Fest steht: Die erneute Aktion Christopher Pynes dürfte nicht zur Beliebtheit des Politikers beitragen.