Berlin. Der Chef der Alternative für Deutschland (AfD), Bernd Lucke, erwägt nach eigenen Angaben, im kommenden Jahr nicht mehr für sein Amt zu kandidieren. »Ich habe noch nicht entschieden, ob ich noch einmal antreten werde«, sagte Lucke der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« (Montagsausgabe). Er wolle »ab und zu auch mal wieder Zeit für meine Familie« haben. »Vielleicht bieten sich andere Führungspersönlichkeiten an.«
Lucke verband seine Äußerung mit der Forderung, in der Partei die Ämter eines alleinigen Parteivorsitzenden - bisher sind es drei - und eines Generalsekretärs zu schaffen. Bei drei Vorsitzenden sei der Koordinationsbedarf zu hoch. »Tatsächlich geht es darum, dass ich entlastet werden muss von dem erdrückenden Arbeitspensum«, sagte Lucke.
Die AfD-Bundesvorsitzende Frauke Petry kritisierte den Vorstoß ihres Kollegen. Sie arbeite »ungern mit Drohungen«, sagte sie der »FAZ«. Das Modell der drei Parteivorsitzenden habe sich bewährt. »Es ist wichtig, dass an der Spitze einer Partei unterschiedliche Führungsstile vertreten sind«, sagte Bundessprecherin Frauke Petry dem Magazin »Spiegel«. »Die AfD darf keine One-Man-Show sein.« Geführt wird die AfD offiziell von drei »Bundessprechern«. Lucke wird aber oft als alleiniger Chef wahrgenommen. Neu ist der Vorstoß von Lucke nicht: Bereits im Frühjahr unternahm er auf einem Parteitag zur Vorbereitung der Europawahlen, sich von den Delegierten zum alleinigen Vorsitzenden küren zu lassen. Sein Plan: Mittels einer von ihm vorgelegten neuen Satzung, sollte unter anderem der Bundesvorstand in bei »eiligen Angelegenheiten« durch das Präsidium vertreten werden. Zudem sollte die Zahl der Sprecher, wie jetzt von Lucke auch gefordert, von drei auf einen Bundesvorsitzenden reduziert werden. Doch Lucke scheiterte zunächst mit seinem Vorstoß und versucht es nun wieder.
Bei den Parteikollegen sorgt dies immer wieder für heftigen Unmut. Erst vor wenigen Tagen hatte Bundesvorstand Alexander Gauland harsche Kritik an Luckes Führungsstil geübt. Der Hochschullehrer sei ein »Kontrollfreak«.
»Es tut keiner Organisation auf die Dauer gut, wenn alles auf eine Person ausgerichtet ist«, sagt Petry, die den sächsischen AfD-Verband führt. Bisher habe sie sich im Bundesvorstand eher zurückgehalten. »Sollte die AfD künftig eine Doppelspitze haben, werde ich auf jeden Fall kandidieren und eine aktive Rolle spielen.«
Der dritte Bundesvorsitzende der Partei, Konrad Adam, sagte seinerseits der »FAZ«, Lucke sei »in mancher Beziehung unentbehrlich«. Aber der Erfolg der AfD sei mit dem bisherigen Modell erreicht worden. Es sei »nicht das erste Mal«, dass Lucke drohe, nicht mehr anzutreten. Agenturen/nd