nd-aktuell.de / 25.11.2014 / Sport / Seite 19

Gesunde Distanz

Armin Veh tritt als Trainer des VfB Stuttgart zurück

Alexander Ludewig

Man kann Armin Veh kritisieren. Das ist einfach. Und das machen gerade viele. Er selbst auch. »Dafür bin ich verantwortlich«, sagte er am Sonntagabend nach der 0:1 Heimniederlage des VfB Stuttgart gegen den FC Augsburg. Nicht das soeben verlorene Spiel meinte er. Die armselige Ausbeute von neun Punkten aus zwölf Spielen nahm er auf seine Kappe. Wenig später war der 53-Jährige nicht mehr Trainer der Stuttgarter Fußballer.

Man muss Armin Veh aber auch loben. Aktuell lieferte VfB-Präsident Bernd Wahler eine Begründung: Veh sei der Überzeugung, »dass ein Wechsel auf der Trainerposition notwendig ist, um in die Erfolgsspur zurückzufinden.« Die Stuttgarter sind Tabellenletzter der 1. Bundesliga. Es gibt nicht viele Trainer, die ihre gut bezahlte Tätigkeit in solch einer Situation freiwillig beenden. Die meisten warten auf ihre Kündigung - und auf die folgende Abfindung.

Armin Veh ging von selbst. Nicht zum ersten Mal. 2011 beim Hamburger SV und drei Jahre später bei Eintracht Frankfurt verlängerte er trotz vorliegender Angebote seine Verträge im Frühjahr nicht. Und das, obwohl Veh mit beiden Klubs durchaus erfolgreich war. Mit dem HSV schnupperte er an den internationalen Startplätzen, die Eintracht führte er in den Europapokal. Wenn irgend möglich, will Veh sein Schicksal selbst bestimmen. Das ist in dieser nervösen Branche nicht einfach. Gerade als Trainer, die häufig und gern als schwächstes Glied in der Kette bezeichnet werden. Veh gelang es ein ums andere Mal.

Die Geschichte gab dem gebürtigen Augsburger auch ein ums andere Mal recht. Nach Veh scheiterten beim HSV sieben Trainer am Führungschaos des Klubs. In Frankfurt forderte er nach dem Höhenflug Investitionen in die Mannschaft, um nicht gleich wieder in den harten Kampf gegen den Abstieg zurückgeworfen zu werden. Eintrachts Vorstandschef Heribert Bruchhagen ließ die Schatulle zu, Veh ging. In dieser Saison zählt in Frankfurt nichts als der Klassenerhalt.

Gleiches gilt für den VfB. Dieses Ziel hätten sie in Stuttgart gern weiterhin mit Veh verfolgt. »Wir waren auch nach dem gestrigen Spiel von ihm und seiner Arbeit überzeugt«, sagte Bernd Wahler am Montag. Vom VfB unter diesem Präsidenten sind nicht mehr viele überzeugt. Veh nicht, der mehrmals betont hatte, dass die Probleme größer seien, als er bei seinem Amtsantritt im Juli gedacht habe. Die meisten Fans auch nicht. Lieber heute als morgen würden sie den hauptamtlichen Präsidenten aus dem Amt jagen. Kein Wunder: Mitten im Abstiegskampf der Vorsaison träumte Wahler von der Champions League - und hat dabei vielleicht auch wichtige Aufgaben für diese Spielzeit verschlafen.

Von diesen Problemen ist Armin Veh jetzt weit weg. Aber auch als Trainer hat er oft eine gesunde Distanz gefunden, sich nicht vereinnahmen lassen, sich nicht hochjubeln lassen, um dann tief zu fallen. Respekt und Unabhängigkeit erarbeiten sich eben nicht selten jene, die gegen die gängigen Gesetze des Geschäfts handeln.