Der Schatten des Ludwig Siebert

In Rothenburg ob der Tauber heißt noch immer eine Straße nach einer NS-Größe

  • Lesedauer: 2 Min.
Ludwig Siebert war ein wichtiger Hitler-Gefolgsmann und von 1933 bis 1942 bayerischer Ministerpräsident. In Rothenburg ob der Tauber heißt noch immer eine Straße nach ihm. Das soll sich ändern.

Rothenburg ob der Tauber. Die fränkische Tourismus-Stadt Rothenburg ob der Tauber ist wegen einer Straße in die Kritik geraten, die nach einem hochrangigen NS-Funktionär benannt wurde. Der Betreiber einer geschichtskritischen Internetseite, Wolf Stegemann, hält der Stadt vor, trotz neu aufgetauchter Erkenntnisse weiterhin an der Bezeichnung »Ludwig Siebert-Straße« festzuhalten. Über die Vorwürfe hatten zuerst die »Nürnberger Nachrichten« berichtet. Bei Ludwig Siebert (1874-1942) habe es sich um einen aktiven Nationalsozialisten und strammen Hitler-Gefolgsmann gehandelt, berichtete Stegemann. Siebert sei zudem von 1933 bis 1942 bayerischer Ministerpräsident gewesen. »Und man konnte in dieser Zeit nicht Ministerpräsident werden, wenn man nicht enger Vertrauter von Adolf Hitler war«, gibt der in Dorsten (Nordrhein-Westfalen) lebende Redakteur und Publizist zu bedenken.

Besonders befremdlich findet Stegemann, der die Webseite »Rothenburg unterm Hakenkreuz« betreibt, dass die Stadtväter sich noch zehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs erneut für die Benennung der Straße nach Siebert entschieden haben. Siebert war von 1908 bis 1919 Bürgermeister von Rothenburg. Dabei hätten die US-amerikanischen Besatzer mit Blick auf Sieberts unrühmliche Rolle in der Nazi-Zeit die Umbenennung der früheren Siebert-Straße in Untere Bahnhofstraße angeordnet.

Rothenburgs Oberbürgermeister Walter Hartl (parteilos) rechnet derweil im kommenden Jahr mit einer Umbenennung der Straße. Der Stadtrat werde sich im Frühjahr kommenden Jahres mit der Frage auseinandersetzen. »Das Ziel sollte die Umbenennung sein«, sagte das Stadtoberhaupt am Montag der dpa. Die Stadt beschäftige sich mit der Frage schon länger. Über den Ratsbeschluss aus dem Jahr 1955 wundert sich Oberbürgermeister Hartl rückblickend: »Man wusste, dass Siebert zur NS-Führungsebene gehört hatte und nicht nur ein kleiner Mitläufer war.« dpa/nd

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