Auch die U-Bahn soll zum Ostkreuz fahren

Senatsverkehrsverwaltung prüft Verlängerung der U 1 / Der Fahrgastverband lehnt das Projekt ab

  • Bernd Kammer
  • Lesedauer: 3 Min.
Am Bahnhof Ostkreuz wird noch ein paar Jahre gebaut. Irgendwann könnte es dort eine neue Baustelle für die U-Bahn geben.

Am Bahnhof Ostkreuz war schon immer viel los, aber nach Abschluss der Umbauarbeiten Ende 2017 könnte er zum Superbahnhof werden. In Zukunft sollen dort nicht nur S-Bahnen und Busse halten, sondern auch Regionalzüge und Straßenbahnen. Und neuerdings denken die Senatsplaner sogar über eine Verlängerung der U-Bahn zum Ostkreuz nach. Für die U 1 soll dort und nicht mehr an der Warschauer Straße Endstation sein.

Die Senatsverkehrsverwaltung prüft laut Staatssekretär Christian Gaebler derzeit verschiedene «Konzeptskizzen» für eine Weiterführung der Trasse als «längerfristiges Projekt». Auch eine Verlängerung zum Frankfurter Tor sei eine Option. Allerdings wäre diese Variante mit Sicherheit aufwändiger und damit teurer, da sie im Gegensatz zur Strecke Richtung Ostkreuz im Tunnel verlaufen müsste. Der Fahrgastverband Igeb hält allerdings auch davon nichts und verweist auf andere Verkehrsprojekte, die dadurch ins Hintertreffen geraten könnten.

Bei der BVG stößt die Verlängerung um etwa 1,5 Kilometer zum Ostkreuz dagegen auf Wohlwollen. «Das ist ein guter Plan und hätte sicher Potenzial für viele zusätzliche Fahrgäste», sagt Sprecher Markus Falkner. Technisch sei die Strecke zum Ostkreuz auch leichter umsetzbar als eine Tunnelvariante zum Frankfurter Tor. Die Trasse würde auf Stelzen als Hochbahn parallel zur Bahnstrecke verlaufen und zwischen den Gleisen am Ostkreuz ankommen. «Das ist baubar», heißt es bei der BVG, aber entscheiden über Bau und Finanzierung müsse der Senat.

Die Vorzüge liegen auf der Hand. Die Route würde weite Teile Kreuzbergs besser mit dem S-Bahn-Ring verbinden, Fahrgästen blieben zudem die weiten Umsteigewege, die heute noch an der Warschauer Brücke zwischen U- und S-Bahn bestehen, erspart. Die BVG kann sich auch noch einen weiteren neuen Bahnhof auf halber Strecke an der Modersohnbrücke vorstellen. «Die Wohngebiete dort sind bisher schlecht ans U-Bahn-Netz angeschlossen, wir könnten also neue Fahrgäste gewinnen», so Falkner.

Klar ist, dass es noch einige Jahre dauern wird, bis die Planungen konkret werden. Auch bei der Bahn spricht man von einem «Zukunftsprojekt. Es mache durchaus Sinn, darüber heute schon nachzudenken, um die Trasse nicht zu verbauen. Derzeit stünden aber nach der Neuordnung der Gleisanlagen am Bahnhofs Ostkreuz genügend Brachen zur Verfügung, um einen U-Bahnhof zu errichten.

Was das Projekt kosten würde, ist bisher hoch völlig offen. Der Fahrgastverband Igeb rechnet mit einem dreistelligen Millionenbetrag. »Die Verlängerung zum Ostkreuz ist bautechnisch sehr anspruchsvoll, erfordert einen aufwändigen Lärmschutz und ist mit Sicherheit nicht unter 200 Millionen Euro zu haben«, so der Igeb-Vorsitzende Christfried Tschepe. Stattdessen sollte der Senat die U 1 endlich näher an den S-Bahnhof Warschaer Brücke heranführen. Der Igeb lehnt das Projekt ab, weil er andere Vorhaben für wichtiger hält, so die Verlängerung der Straßenbahn vom Alex zum Potsdamer Platz, von der Warschauer Straße zum Herrmannplatz sowie den Bau einer Straßenbahnanbindung für den künftigen Forschungs- und Industriepark Tegel. Außerdem benötige Berlin bis weit in die 2020er Jahre hinein viel Geld, um die U 5 zum Hauptbahnhof fertig zu bauen und die S 21 als zweite Nord-Süd-S-Bahn. Bei der übrigens der Senat die 30 Millionen Euro für den Bau eines Zwischenhalts an der Perleberger Brücke nicht ausgeben will. »Stattdessen vergeudet er seine Ressourcen lieber für eine U-Bahn-Verlängerung parallel zur S-Bahn«, kritisiert der Igeb-Chef. Die S-Bahn zum Ostkreuz sei »nicht unsinnig«, aber Berlin habe Wichtigeres zu tun.

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