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Panikmacher

PERSONALIE

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Deutschland leidet unter einem Marschkolonnensyndrom: Gilt etwas als richtig, wird es in aller Konsequenz verfolgt - vom Förderprogramm bis zu einem ideologischen Überbau, der als Alternative nur noch die Apokalypse kennt. Beispiel »Bioenergie«: Die Idee aus Grünzeug statt Braunkohle Strom zu machen, schien einst so bestechend, dass sich halb Ostdeutschland in eine Maisplantage verwandelte.

Auch bei der Windkraft gibt es ein zu viel des Guten. In Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern schießen die Windräder teils in einer Dichte aus dem Boden, die für Unmut sorgt. Doch ist schon speziell, wer sich im Nordosten nun an die Spitze der Bewegung setzt: Organisator und Stratege eines Bündnisses »Freier Horizont« ist Michael Roolf, von 2006 bis 2011 FDP-Fraktionschef im Schweriner Schloss.

Besonders kräftig teilte Roolf damals gegen diejenigen aus, die sich dagegen wandten, in Lubmin einen Meiler für Kohle aus Übersee zu errichten. Panikmacher! Geisterbeschwörer! - so tönte er damals. Doch inzwischen hat der Vulkaniseur und Autohausgründer, 1961 in Wismar geboren, auf eben dieser Klaviatur zu spielen gelernt. Im Internet verweist der »Freie Horizont« etwa auf den »Deutschen Arbeitgeberverband«, eine neoliberale Truppe, die nicht mit der Bundesvereinigung Deutscher Arbeitgeberverbände (BDA) zu verwechseln ist und Windkraft allen Ernstes für das »gewaltigste Naturzerstörungswerk der letzten 200 Jahre« hält. Naturlandschaften kurz vor dem Ende, der Tourismus existenzbedroht! Unter einem Blitzmoratorium macht es Roolfs neue Truppe daher nicht.

Wenn einst Ex-FDP-Chef Guido Westerwelle gegen Windräder zum Fledermauszählen ausrückte, war das immer auch Satire, die Grünen und Linken den Spiegel vorhalten sollte. Roolf dagegen treibt den seltsamen Hass der Wirtschaftsfreunde auf eine Wachstumsbranche derart auf die Spitze, als wolle er tatsächlich darin ernst genommen werden.

Damit aber wandelt sich der einstmals scharfzüngige Liberale endgültig von einer landespolitischen Rand- in eine Witzfigur.

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