nd-aktuell.de / 26.11.2014 / Politik / Seite 8

Barrikaden in Hongkong vor der Räumung

Dutzende Festnahmen nach neuen Zusammenstößen

Hongkong. In Hongkong ist es bei der Räumung von Barrikaden zu Ausschreitungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Mindestens 32 Demonstranten seien im Geschäftsviertel Mong Kok festgenommen worden, sagte eine Polizeisprecherin am Dienstag. Beamte setzten Pfefferspray ein. Gegen neun Demonstranten würde wegen Angriffs auf Polizeibeamte und gegen 23 weitere wegen Widersetzung gegen einen Gerichtsbeschluss ermittelt. Nach fast zweimonatigen Protesten hatte ein Gericht die Räumung von Straßenbarrikaden angeordnet.

Protestführer hatten dazu aufgerufen, keinen Widerstand gegen die Räumung zu leisten. Sie hatten die verbliebenen Demonstranten in dem Viertel während der vergangenen Tage mehrfach aufgefordert, ihre Sachen zu packen und die Entscheidung des Gerichtes zu akzeptieren. Außer in Mong Kok harrten auch noch mehrere hundert Demonstranten am Hauptprotestlager in Admiralty nahe des Regierungssitzes auf der Insel Hongkong aus.

Die Protestbewegung verlor vergangene Woche stark an Zuspruch bei der Hongkonger Bevölkerung, nachdem Vermummte in der Nacht versucht hatten, das Parlamentsgebäude zu besetzen. Mit Eisenstangen und Steinen zertrümmerten sie Glasscheiben, Türen und beschädigten Hauswände.

Wortführer der Protestierer verurteilten die Angriffe, aber viele Bürger in Hongkong lasten die Zerstörung der Protestbewegung an. Bei Umfragen sprach sich eine Mehrheit der Hongkonger vergangene Woche dafür aus, die Protestlager räumen zu lassen.

Gleichzeitig wurde unter den Demonstranten kritisch über den weiteren Weg ihrer Proteste diskutiert. In einer Umfrage unter den Demonstranten kündigte rund die Hälfte der mehr als 2000 Befragten an, den Protest abzubrechen und nach Hause zu gehen, falls sie dazu aufgefordert würden.

Die Proteste hatten sich vor mehr als zwei Monaten an den Plänen Pekings entzündet, 2017 zwar erstmals eine direkte Wahl in Hongkong zu erlauben, den Wählern aber eine freie Nominierung der Kandidaten zu verweigern. dpa/nd