Traumreise

Helge Achenbach wirbt für Privatjets, obwohl er in Untersuchungshaft sitzt

  • Aert van Riel
  • Lesedauer: 2 Min.

Seit fünf Monaten sitzt der Kunstberater Helge Achenbach wegen Betrugsverdachts in Untersuchungshaft und fristet dort ein tristes Dasein. Auf einen ganz anderen Lebensstil ließ hingegen vor kurzem ein PR-Interview mit dem 62-Jährigen auf der Internetseite der Firma Netjets schließen. Dort wurde Achenbach zu seinen Lieblingsstationen bei einer möglichen Kunstweltreise mit einem Netjets-Flugzeug befragt. Im Vorspann zu dem Interview hieß es, dass der »wegweisende Kunstberater« sich beim Fliegen ganz auf Netjets verlasse. Nachdem der Firma der Fauxpas auffiel, wurde der Text kurzerhand von der Internetseite entfernt.

Achenbach wird vorgeworfen, dem 2012 gestorbenen Aldi-Erben Berthold Albrecht beim Verkauf von Kunst und Oldtimern überhöhte Rechnungen ausgestellt zu haben. Dabei ging es etwa um Gemälde von Gerhard Richter, Roy Lichtenstein und Pablo Picasso sowie um Oldtimer der Marken Ferrari, Bentley, Jaguar und Bugatti. Dem gebürtigen Siegener droht demnächst der Beginn eines Strafprozesses. Ein von der Albrecht-Familie angestrengter Zivilprozess hat schon begonnen. Die Kläger verlangen rund 19 Millionen Euro Schadensersatz. Achenbach hingegen meint, dass er die Aufschläge allein mit Albrecht mündlich abgesprochen habe.

In den 70er Jahren war Achenbach eher an linker Politik als an Millionendeals interessiert. Als Student der Sozialpädagogik war er an der Universität Düsseldorf AStA-Vorsitzender und Mitglied des SPD-nahen Sozialistischen Hochschulbundes, in dem marxistische Positionen dominierten. Kurz nach seiner Studienzeit widmete Achenbach sich dem Kunstgeschäft und organisierte einige Ausstellungen. Zu sehen waren dabei etwa Werke von Heinz Mach und Friedensreich Hundertwasser. Zudem erlangte Achenbach als erfolgloser Präsident des Fußballvereins Fortuna Düsseldorf und als Gastronom Bekanntheit. Bald könnte der einst einflussreiche Mann finanziell am Ende sein. Kunstwerke und Oldtimer seiner insolventen Firmen sollen im nächsten Jahr versteigert werden.

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