Arbeit statt Arbeitslosigkeit finanzieren

Erwerbslosenquote sank binnen Jahresfrist um 0,6 auf 8,6 Prozent

Alte Langzeitarbeitslose gehen in Rente, die vergleichsweise wenigen jungen Leute finden Jobs. Alle Probleme sind damit nicht gelöst.

Die Arbeitslosenquote in Brandenburg stieg im November um 0,1 auf 8,6 Prozent. Das sei «jedoch insbesondere durch das Ende der saisonabhängigen Beschäftigung in der Landwirtschaft zu erklären», reagierte am Donnerstag Christian Amsinck, Hauptgeschäftsführer der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg. Er sagte: «Wir brauchen auch weiterhin Qualifizierungsoffensiven für Arbeitslose.»

114 208 Brandenburger waren im November erwerbslos gemeldet. Das waren 697 mehr als im Oktober. Aber es waren 9550 weniger als vor einem Jahr. Damals hatte die Quote bei 9,2 Prozent gelegen. Die Arbeitslosenzahl sei die niedrigste in einem November seit 1991, erläuterte Jutta Cordt, Regionaldirektionschefin der Arbeitsagentur. «Der Rückgang der Arbeitslosigkeit um fast 10 000 - bei gleichzeitigem Anstieg der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in dieser Größenordnung - zeigt, dass Arbeitslose von der positiven Beschäftigungsentwicklung profitieren können», meinte Cordt. Sie freute sich besonders über «Erfolge bei der Bekämpfung der Langzeit- und Jugendarbeitslosigkeit. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen, die mindestens ein Jahr keinen Job mehr hatten, fiel gegenüber November 2013 um 3383 auf 50 067. Bei den 15- bis 25-Jährigen gibt es 2544 weniger Arbeitslose als vor einem Jahr. 6670 sind jetzt noch betroffen.

Die neue Statistik bestätige den langfristigen Trend, dass die Arbeitslosenquote Monat für Monat auf einen historischen Tiefstand fällt, bemerkte der Landtagsabgeordnete Andreas Bernig (LINKE). »Doch darauf wollen wir uns nicht ausruhen.« Die Linksfraktion erwarte von der rot-roten Landesregierung, dass diese sich wie angekündigt vor allem der Bekämpfung der immer noch zu hohen Langzeitarbeitslosigkeit widme. Arbeit statt Arbeitslosigkeit sollte finanziert werden, findet Bernig. »Unmissverständlich wenden wir uns gegen die seit Jahren auf Bundesebene betriebene Kürzung der Finanzmittel für Wiedereingliederungsmaßnahmen. Denn viele der zumeist älteren, vermittlungsfernen Langzeitarbeitslosen haben ohne Unterstützung keine Chance auf Integration in den Arbeitsmarkt.« Weitere Mittel hierfür könnten durch den Passiv-aktiv-Transfer gewonnen werden. Dies würde heißen: Hartz IV-Regelsatz und Unterkunftskosten gehen als Lohnkostenzuschuss an Arbeitgeber, die Langzeitarbeitslose sozialversicherungspflichtig einstellen. Bernig verwies auf einen entsprechenden Vorstoß der angebahnten rot-rot-grünen Koalition in Thüringen. Die Bundesagentur für Arbeit habe sich schon aufgeschlossen gezeigt. Der Bund müsse reagieren.

Nach Ansicht von Sozialministerin Diana Golze (LINKE) bleibt die Situation auf dem Arbeitsmarkt ermutigend. Wichtiges Kennzeichen dafür sei die weiter gestiegene Nachfrage nach Arbeitskräften. »Gerade im Gesundheits- und Sozialwesen, aber auch in anderen Branchen wie zum Beispiel im Handwerk werden Arbeitskräfte gesucht.« Anständige Bezahlung und Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie seien der Schlüssel, um Mitarbeiter zu finden.

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