»Ich liebe die Türken«

Franziskus ist als vierter Papst im Land am Bosporus

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Er sei »der erste türkische Papst in der Geschichte«, hieß es in einer Grußadresse des Gouverneurs von Istanbul. Die Stadtverwaltung benannte eine Straße nach ihm und ehrte ihn mit einer Schrift, getitelt: »Ein Freund der Türken«.

Das war im Jahr 1960. Die Rede ist von Angelo Roncalli, der 1881 geboren wurde und von 1958 bis 1963 als Papst Johannes XXIII. an der Spitze der katholischen Kirche stand. Der Mann, der das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) einberief, um die verkrusteten Strukturen der »Una Sancta Ecclesia Catholica« - der »Einen heiligen allumfassenden Kirche« - der gewandelten Welt anzupassen, hatte als Apostolischer Delegat für Griechenland und die Türkei und Apostolischer Vikar von Istanbul ab 1934 mehrere Jahre dort verbracht. Er bereiste das Land, studierte das religiöse Leben, traf sich mit Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938), dem Gründer der modernen Türkei. Roncallis Urteil: »Ich fühle eine tiefe Zuneigung für dieses Volk, zu dem mich der Herr gesandt hat.« Und: »Ich liebe die Türken.«

Während seines Pontifikats hat Roncalli die Türkei indes nicht besucht. Sein Nachfolger Paul VI. (Giovanni Battista Montini) war 1967 der erste Papst der jüngeren Geschichte, der dem kemalistischen Staat eine Visite abstattete. Überhaupt leitete erst Paul VI. die internationale Reisetätigkeit ein, die mit 104 Auslandsfahrten ihren bislang unübertroffenen Höhepunkt bei Johannes Paul II. (Karol Wojtyla) fand, der natürlich auch in der Türkei weilte (1979).

Während Paul VI. eine ausschließlich religiös-ökumenische Visite absolvierte, hatte die Reise des polnischen Papstes den Charakter eines Staatsbesuches. Das traf ebenso zu auf den nachfolgenden Aufenthalt von Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) im Jahr 2006. Auch Papst Franziskus folgt dieser Tage einer Einladung des türkischen Staatspräsidenten. ibo

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